Forbidden Beauty – Das Experiment (USA 1995)

Roger Corman ist ein Phänomen. In seiner mehr als 60 Jahre umspannenden Karriere hat er mehr als 400 Kino- und TV-Produktionen geschaffen. Zumeist als Produzent. Das Markenzeichen des heute 95-jährigen sind Budgets, die in ihrer Überschaubarkeit kaum Platz für finanzielle Einbußen gewähren. Über die Qualität der von ihm (mit-)verantworteten Werke sagt das eine Menge aus. Seine Verdienste für die Filmwelt beschränken sich aber nicht allein auf eine schier endlose Fülle an B-Streifen, sondern umfassen auch die Förderung vielversprechender Talente in der Prä-New-Hollywood-Ära – solche wie die Oscar-Preisträger Francis Ford Coppola, Martin Scorsese oder Jack Nicholson.  

Mitte der 1990er war diese Phase längst passé. Gut im Geschäft war Corman trotzdem. Für den Kabelsender Showtime produzierte er unter dem Titel „Roger Corman Presents“ zwischen 1995 und 1997 in zwei Staffeln insgesamt 30 Filme. Darunter finden sich ausgewählte Remakes von Corman-Klassikern, etwa „Not of This Earth“ (1957), „A Bucket of Blood“ (1959), „Piranha“ (1978) und „Humanoids From the Deep“ (1980). Im Rahmen der Auftaktstaffel erfuhr auch „The Wasp Woman“ (1959) eine Frischzellenkur (deutscher Titel der Neuverfilmung: „Forbidden Beauty – Das Experiment“). Wenn auch eine, die das Original keineswegs verdient hat.

Jennifer Rubin („Screamers“) verkörpert das in die Jahre gekommene Model Janice Starlin. Lange war sie in der Werbung das Gesicht ihrer eigenen Kosmetikfirma. Steigende Umsatzeinbußen führen jedoch zur Forderung, eine jüngere Markenbotschafterin zu etablieren. Die Wahl fällt auf das blonde Dummchen Caitlin (Maria Ford, „Alien Terminator“), die sich gleich an Janices Freund, den Fotografen Alec (Doug Wert, „Corman’s Dracula“) heranschmeißt. In ihrer Verzweiflung kooperiert Janice mit Dr. Zinthrop (Daniel J. Travanti, „Hill Street Blues“), der ein Präparat auf Basis von Wespengift entwickelt hat, mit dem sich der Alterungsprozess umkehren lässt.        

Entgegen der Warnungen Zinthrops erklärt sich Janice bereit, als menschliches Versuchskaninchen zu fungieren. Nur lassen die gewünschten Resultate auf sich warten, so dass allein eine Steigerung der Dosis zu helfen vermag. Welche Risiken der Plan birgt, verdeutlicht des Doktors ebenfalls mit dem Mittel besudelte Hauskatze, die sich in ein Kunststoffinsekt mit Fellkragen verwandelt. Die tricktechnische Talsohle ist damit aber längst nicht durchschritten: Die Morphing-CGI, die bemüht werden, um Janice beim Geschlechtsakt (das Nacktdouble für Rubin ist nur zu offensichtlich) oder gleich mit Klamotten in die titelgebende Wespenfrau zu verwandeln, erweisen sich als regelrecht beschämend.

Regisseur Jim Wynorski („Dinocroc vs. Supergator“), ein weiterer Corman-Protegé, unterfüttert seinen ersten Beitrag zur „Roger Corman Presents“-Serie (es folgte „Vampirella“, 1996) mit humoristischen Anflügen. Das Dilemma des Gesamtwerks wird dadurch allerdings keinen Deut minimiert. Die Ambition, der bei „Die Fliege“ (1958) entliehenen Idee des Originals im zweiten Anlauf das erforderliche Mehr an Spezialeffekten zu bescheren, ist aufgrund der qualitativen Niederungen grundsätzlich gescheitert. Der B-Anstrich führt hier allein zu Schmalspur-Unterhaltung ohne Reizpunkte. Dazu passt auch das dröge Finale in einer Küstenhöhle, in der Janice ihre Opfer deponiert hat – und in der glücklicherweise genug Dynamit verstaut ist, um der Wespenfrau ein angemessenes Ende zu bereiten. So mag Roger Corman ein unerschütterliches Phänomen sein. Dieser Film ist es bestimmt nicht.      

Wertung: 2 out of 10 stars (2 / 10)

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