Flucht aus Absolom (USA 1994)

„Death is the only way out.“ – Kein Menschenfreund: Der Direktor

Es gibt Hollywood-Produktionen, die den Zuschauer auch nach Jahren noch stutzen lassen. Hielten die Produzenten das wirklich für eine (buchstäblich) gewinnbringende Idee? Aber an genau solche Werke erinnert man sich gern zurück, was zwangsläufig dazu führt, dass deren Ansehen in fast nostalgischer Betrachtung zunimmt. Zu diesem quasi-erlesenen Zirkel zählt auch „Flucht aus Absolom“, mit dem das Produzentengespann um Gale Anne Hurd („Terminator“) und der spätere Bond-Regisseur Martin Campbell („GoldenEye“, „Casino Royale“) ein düsteres Zukunftsszenario auf die Leinwand pinselten. Nur eben eines, das fast ohne klassische Science-Fiction-Elemente auskommt – und ohne eine einzige Frauenrolle.

Im Jahr 2022 werden Gefängnisse von Konzernen betrieben. Wie diese mit den Inhaftierten verfahren, dringt nicht an die Öffentlichkeit. Wer eingesperrt wurde, bleibt in diesem abgeschotteten Räderwerk, bis es ihn zermalmt. Einer, der sich diesem Spiel widersetzt, ist Ray Liotta („GoodFellas“). Sein hochdekorierter Ex-Elitesoldat Robbins hat über traumatische Kampfeinsätze – die beim Starren ins Feuer regelmäßig zu Schweißausbrüchen und Schnappatmung führen – jeglichen Respekt vor autoritären Systemen verloren. Zum Ausklang des Vorspanns führt das dazu, dass er dem Vorgesetzten bei einer Parade aus schön schräger Vogelperspektive das Hirn aus dem Schädel ballert.

Einige Jahre und diverse Ausbrüche später wird er in den Hochsicherheitsknast des Direktors (Michael Lerner, „Barton Fink“) verlegt. Der ist gewillt, den störrischen Robbins zu brechen und lässt ihn alsbald nach Absolom schaffen. Die abgelegene, von Satelliten überwachte Insel im tropischen Nirgendwo ist ein archaischer Tummelplatz für hoffnungslose Gefangene. Die haben sich aus Zivilisationsresten und dem, was der Dschungel so hergibt, eine barbarische Clan-Welt geschaffen. Dass im brutalen Paradies einiges im Busch ist (vor allem Kannibalen mit gespitzten Zähnen), erfährt Neuankömmling Robbins gleich am eigenen Leib. Doch bei Marek (Stuart Wilson, „Lethal Weapon 3“), dem Anführer einer im Dreck hausenden wilden Horde, fühlt er sich nicht recht heimisch.

Also heißt es stiften gehen, Hälse brechen und von Pfeilen getroffen von einer Klippe stürzen. Was folgt ist die Aufnahme in die Gutmenschen-Kolonie von Lance Henriksens („Aliens“) Vaterfigur. Die hat zwar die imposanteren Holzbauten und Meeresblick auf ihrer Seite, dafür aber auch eine Fülle klischeehaft überzeichneter Typen – darunter Ernie Hudson („The Crow“), Kevin Dillon („Platoon“) und Schwabbelkinn Ian McNeice („Rome“) – auf der Suche nach Normalität. Im Verborgenen wird natürlich nach einem Ausweg gesucht, um Absolom publik zu machen. Zwar legt Robbins den Einzelkämpfermodus nur langsam ab, Teil der Fluchtgemeinschaft will er trotzdem sein. Dafür gilt es wegen eines wichtigen fehlenden Ersatzteils aber ins Camp von Marek zurückzukehren, der seinerseits Pläne hegt, Vaters Kommune zu erobern.

Obendrauf gibt es einen an den Direktor berichtenden Verräter. Nur ein echter Showdown macht sich rar, was angesichts des vorpreschenden Anfangsdrittels bedauerlich wirkt. Aber ungeachtet seiner Prämisse ist „Flucht aus Absolom“, gerade im Hinblick auf Gewaltdarstellung und Figurenzeichnung, recht konventionell geraten. Campbell präsentiert waschechtes wie papierflaches Männerkino, das dem Potenzial (auch dem der Buchvorlage von Richard Herley) nur unzureichend gerecht wird. Aber die prominente Besetzung, gute Stunts und grimmiger Humor (vor allem transportiert durch Wilsons sehenswert comichafte Schurkenrolle) reißen das Ruder herum. Dass die 20-Millionen-Dollar-Produktion nicht einmal ihre Kosten einspielte, verwundert kaum. Im Verleih jedoch kam die eigenwillige Action-Utopie zu verdienter Anerkennung. Entsprechend gern, hier schließt sich der Kreis, kramt man auch diesen Streifen an einem nach B-Flair kreischenden Filmabend hervor.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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