Der Kampf der Aufrechten gegen die Durchtriebenen ist im Actionkino Hong Kongs oftmals der von Chinesen gegen Japaner. Mit der Extraportion Pathos kommt „Fist of Legend“ daher, in dem Martial Arts-Superstar Jet Li („Once Upon a Time in China“) die Ehre der ihn ausgebildeten Kampfkunstschule retten und gleich noch den Widerstand gegen die zur Besatzung ausholenden Japaner ankurbeln muss. Denn die befinden sich 1937, kurz vor Ausbruch des Zweiten Sino-Japanischen Krieges auf dem Vormarsch. Die Moral der Bevölkerung soll u.a. damit untergraben werden, dass der Kampfstil japanischer Meister in Duellen gezielt als dem traditionellen Kung Fu überlegen gezeigt wird.
Dafür bedienen sich die Japaner niederträchtiger Tricks. Der Meister von Chen Zhen (Li), der in Japan studiert, wird vor dem Duell von einem Verräter vergiftet. Gordon Chans („Das Medaillon“) Film beginnt nach historischer Einordnung mit dem fiktiven, bereits im Bruce Lee-Klassiker „Fist of Fury“ (1972) zum Helden erkorenen Chen, der sich einer gegen Chinesen wetternd über den Campus ziehenden Meute Kampfschüler entgegenstellt und diese kurzerhand verdrischt. Erst ihr die Wogen glättender Meister Funakochi Fumio (Yasuaki Kurata, „Shanghai Police“) entschärft die Situation – und berichtet Chen mit Bedauern vom Tod seines Mentors.
Ungläubig kehrt er in die Heimat zurück. Weniger, um dem Toten Respekt zu zollen, als vielmehr die mysteriösen Hintergründe zu entschlingen. Die Leitung der Jingwu Schule hat Huo Ting‘en (spielte an Lis Seite auch in „Tai Chi“: Chin Siu-Ho) übernommen, der Sohn des Getöteten. Nur ist ihm die Schülerschaft nicht geschlossen ergeben. Einige blicken zu Chen, der den Tod des Mentors für geplant hält. Um das zu beweisen, stampft er erst jenen japanischen Kampfschulleiter in den Boden, der den Meister im Duell tötete und bestätigt mit dessen Exhumierung anschließend den Verdacht einer Vergiftung. Aber die Japaner um den schurkischen General Fujita (Billy Chow, „Tai Chi Boxer“) bleiben unantastbar.
Als dieser Chin einen Mord anlastet, erfolgt der Freispruch nur durch eine Falschaussage seiner japanischen Geliebten Mitsuko (Shinobu Nakayama), die Nichte Fumios. Nur ist die aufgrund ihrer Herkunft nicht in der Jingwu Schule willkommen. So kehrt Chin seinen Freunden den Rücken und greift erst ein, als Huo Ting‘en von Fujita zum Duell gefordert wird. In all den pathetischen Wirren versäumt es Regisseur Chan, dem Film einen epochalen visuellen Rahmen zu verschaffen. Statt Breitwandformat setzt es so weitgehend Mattscheibenfeeling. Ein Tsui Hark hätte den Stoff sicher eindrucksvoller auf Zelluloid gebannt.
Das noch weit größere Problem liegt aber in der recht plumpen politischen Stimmungsmache, die auch durch gemäßigte japanische Protagonisten – neben Mitsuko ist es der weise Fumio, der Chin zwar zum Duell fordert, sich jedoch nicht vor den propagandistischen Karren seiner Landsleute spannen lässt – kaum entkräftet wird. Raus reißen müssen es letztlich die von Altmeister Yuen Woo Ping („Iron Monkey“) sehenswert inszenierten Kämpfe. Vor allem die finale Konfrontation zwischen Jet Li und Billy Chow bleibt als spektakulärer und knüppelharter Schlagabtausch im Gedächtnis. Schade nur, dass dies nicht für den Film als Ganzes gilt. Dem oft zitierten Klassikerstatus wird „Fist of Legend“ letztlich nur bedingt gerecht.
Wertung: (6 / 10)