Furios und zugleich gnadenlos albern, das ist Sammo Hungs („Power Man“) Eastern-Komödie „Millionaire’s Express“. Nach Motiven des klassischen Josef von Sternberg-Abenteuers „Shanghai Express“ besetzte er das süffisant launige Spektakel mit dem `Who is Who` des Hongkong-Kinos, wobei einzig Hungs Freund und Weggefährte Jackie Chan anderweitigen Verpflichtungen wich. Der in der deutschen Fassung „Shanghai Police“ betitelte Film wurde hierzulande um bald eine halbe Stunde gestrafft und mit einer schier denkwürdig trashigen Synchronisation bedacht.
Die Namen der Protagonisten werden in Brathuhn, Kuh Dung, Fang An oder Lampion umgedichtet, während Sprachfehler und teutonisch-kulturelle Querverweise von Rex Gildo bis zum 1. FC Köln in die Dialoge eingeflochten werden. Den Unterhaltungswert des Streifens sublimiert dies ins schier unermessliche. Zumindest für diejenige Klientel, der das Niveau bewusst bestusster Dialoge gar nicht tief genug sinken kann. Den Kontrast dazu bilden fantastische Kampfchoreographien und spektakuläre Stunts, bei denen die Beteiligten alle Register ihres Könnens ziehen.
Yuen Biao („Action Hunter“) zum Beispiel, der beherzt von Gebäuden hopst und gerade im Showdown seine Qualitäten als Springteufel offenbart. Im Mittelpunkt der Handlung aber steht Regisseur Sammo Hung, der als gutherziger Zuhälter Reichtum und leibliches Wohlergehen in sein abgeschiedenes Heimatdorf zu bringen gedenkt. Dazu stoppt er auf offener Strecke einen voll besetzten Personenzug und manövriert die gut betuchten Passagiere in die nahegelegene Ortschaft. Dumm nur, dass es verschiedene Banditengruppen auf die Barschaft der Reisenden abgesehen haben.
Der überzogene Nonsens braucht seine Zeit, um die Vielzahl skurriler Figuren einzuführen. Raum zum Glänzen erhalten nur wenige, was durch das Schaulaufen der Stars aber angenehm egalisiert wird. Neben Wu Ma („Eastern Condors“), Jimmy Wang Yu („Duell der Giganten“), Rosamund Kwan („Once Upon a Time in China“), Mang Hoi („Ultra Force 2“), Yuen Wah („On the Run“), Corey Yuen („Iron Tiger“), Chin Siu-Ho („Fist of Legend“) und Richard Ng („Tokyo Powerman“) geben sich auch Cynthia Rothrock („China O´ Brian“) und Richard Norton („Magic Crystal“) ein Stelldichein. Spaß hatten beim Dreh offenbar alle Beteiligten, so dass man dem Film dies offensichtliche Nichts in Handlung leicht verzeihen kann.
Sammo Hung bewegt sich zwischen Eastern und Western, fährt im turbulenten Finale gar ein mobiles Maschinengewehr auf. Im opulenten Shodown werden die Statisten gleich reihenweise umgelegt, bevor sich der harte Kern, darunter auch Dick Wei und Yasuaki Kurata (beide aus „Eastern Condors“), ans bewährte Kräftemessen mit Handkante und Fußsohle macht. Weniger Slapstick und mehr Action hätten dem Film denkbar gut zu Gesicht gestanden. Dennoch ist „Shanghai Police“ – gerade in der kompakteren deutschen Version – ein schier unerschütterliches Füllhorn der guten Laune. Wen Hongkong-Slapstick und eine enthemmte deutsche Synchronfassung nicht schrecken, der wird sich hier köstlich amüsieren.
Wertung: (6,5 / 10)