Wie oft wurden EVERY TIME I DIE gescholten – allen voran für ihr letztes Album „Gutter Phenomenon“. Von Maßlosigkeit war die Rede, chaotischer Selbstgefälligkeit und strapaziöser Grenzauslotung. Mit dem Nachfolger „The Big Dirty“, so viel steht fest, wird alles anders. Und um es gleich vorwegzunehmen, mit dieser Scheibe ist ihnen ist ihr bisheriges Meisterstück gelungen. Das teils bizarre Knüppel-Chaos wird gebändigt und zugunsten einer nahezu greifbaren Melange ihrer bisherigen Schaffensphasen neu erfunden. Komplex geht es dabei noch immer zu, nur eben weit weniger kompliziert und verkopft.
Unverblümt, nicht selten sogar überschaubar rocken die Jungs nach vorn, kramen die Punk-Kelle ihrer Anfangstage hervor und streicheln im Vorbeigehen noch dem Rock ´n Roll die Plauze. Immer geradeaus schnellt die Platte voran, kratzt über gestreute Grooves am Standard des modernen Hardcore, nur um all den Zweiflern durch nachhaltige Entfesselung des wohligen Chaos eine lange Nase zu drehen. EVERY TIME I DIE erweisen sich auf „The Big Dirty“ als virtuose Dompteure ihrer in der Vergangenheit verselbständigten Experimente. Der Hang zur Versuchsreihe prägt auch dies dreckige Dutzend peitschender Tracks. Mit dem entscheidenden Unterschied, dass die New Yorker ihre Kompositionen nun an selbstreferenzieller Gefälligkeit aufhängen. Ein Album mit Knalleffekt.
Wertung: (8 / 10)