Edge of Tomorrow (USA 2014)

edge-of-tomorrowLive. Die. Repeat.

Kann ein Film schlecht sein, in dem Tom Cruise tausend Tode stirbt? Für die Kritiker des Vorzeige-Scientologen sicher nicht. Aber auch Fans des Hollywood-Stars können sich an dessen fortwährendem Ableben im Science-Fiction-Kracher „Edge of Tomorrow“ ergötzen. Denn die packende Mischung aus „Und täglich grüßt das Murmeltier“ und „Starship Troopers“ bietet Cruise durchaus Gelegenheit, sich als überzeugender Schauspieler zu präsentieren. Und da sich auch das Drehbuch – u.a. geschrieben von Oscar-Preisträger Christopher McQuarrie („Die üblichen Verdächtigen“) – als überraschend gehaltvoll erweist, steht einem rundum sehenswerten Blockbuster nichts im Wege.

Die Prämisse des von Doug Liman („Jumper“) wuchtig inszenierten Zukunftskrieges ist simpel: Aliens attackieren die Menschheit. Ein Meteorit über Hamburg brachte die Aggressoren zur Erde und fünf Jahre später sind weite Teile Europas verloren. Die internationale Staatengemeinschaft schuf die United Defense Force, um den Mimics genannten Außerirdischen – krakenartig-roboterhaften Kreaturen – die Stirn bieten zu können. Bis der Einsatz eines neu entwickelten Kampfanzugs bei Verdun einen lang erwarteten Sieg bringt. PR-Offizier William Cage (Cruise) schlachtet die Meldung – und die Heldenrolle von Soldatin Rita Vrataski (Emily Blunt, „Looper“) – medienwirksam aus.

Cage ist ein arroganter Medienprofi, der die propagandistischen Botschaften weit abseits des Schlachtengetümmels wortgewandt und charismatisch vorträgt. Das ändert sich, als ein groß angelegter Gegenschlag vorbereitet wird und er der Truppenlandung in Frankreich (Parallelen zum D-Day sind offenkundig) mit einem Kamerateam beiwohnen soll. Cages breitgrinsendes Winden vor dem befehlshabenden General Brigham (Brendan Gleeson, „Harry Potter“), um dem Fronteinsatz zu entgehen, scheint Cruise wie auf den Leib geschrieben. Doch so streitbar der Sektierer abseits der Leinwand auch erscheinen mag, er ist und bleibt ein Mega-Star mit unbestrittenen schauspielerischen Qualitäten.

Für Cage folgt der Zwangsverfrachtung (durch Offizier Bill Paxton, „Titanic“) an die vorderste Frontlinie rasch der Tod im brutalen Massaker. Doch er gerät in eine Zeitschleife und ist fortan dazu verdammt, dieselben zwei Tage immer wieder aufs Neue zu erleben. Natürlich schenkt niemand seinen Ausführungen glauben. Mit Ausnahme von Rita, die ihn einer übergeordneten Bedeutung zuführt, die den Krieg zugunsten der Menschheit wenden könnte. Doch dafür muss Cage so lange sterben, bis er einen Weg gefunden hat, zum Zentralorganismus der Mimics vorzudringen und diesen zu vernichten. Dies im Grunde simple Ziel ist erzählerisch ausladend umrissen. Dem grundlegenden Spannungsbogen und dem hohen Unterhaltungswert erteilt das keinen Abbruch.

Ohne Pathos, dafür mit grimmigem Humor und dreckiger Kriegs-Action fügt Liman dem Puzzle immer neue Teile hinzu. Die einleitende Demontage des aalglatten Cage wirkt ein wenig übertrieben, schärft aber den Kontrast zwischen dem Menschen, der er ist und dem, der er über zahllose Tode werden wird. Die große Stärke des Films ist die Fokussierung auf den eigentlichen Kern. So werden Cages zunehmende Gefühle für Kampfgefährtin Rita zwar angerissen, nicht jedoch in romantischen Anwandlungen aufgelöst. Maßstäbe setzt „Edge of Tomorrow“ erwartungsgemäß keine. Doch der technisch perfekt in Szene gesetzte Streifen spielt seine Reize gekonnt aus und zitiert seine Vorbilder, ohne sie stumpf nachzuerzählen. Für eine Hollywood-Großproduktion eine fast schon bemerkenswerte Leistung.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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