Ein hochgelobter Regisseur ist immer nur so gut wie sein nächster Film. Tony Gilroy, etablierter Drehbuchautor (u.a. die „Bourne“-Trilogie), avancierte mit seinem (auch selbst geschriebenen) Debüt „Michael Clayton“ zum Hollywood-Senkrechtstarter. Es war die Komplexität der Erzählung, die Genauigkeit seiner Figuren, die alltägliche Konventionen zu überbrücken verstand. Doch bereits sein zweites Projekt lässt Zweifel an der viel zitierten Ausnahmeklasse aufkommen. Den richtigen Ton nämlich trifft Gilroy beim bemüht lässigen Spionage-Thriller „Duplicity“ nur selten.
Die Stars sind wiederum namhaft, das Milieu abermals in die von Eitelkeit und Korruption geprägte Wirtschaft gebettet: Zwei konkurrierende Kosmetik-Konzerne zanken um die Vorherrschaft am Markt und versuchen die Gegenpartei mit allen Tricks auszubooten. Für den Wettbewerbsvorteil werden selbst ehemalige Geheimdienstler angeworben. Einer davon ist Ray Koval (Clive Owen, „The International“), der dem Industriellen Garsik (herrlich überzogen: Paul Giamatti, „Sideways“) die Formel eines revolutionären Produkts beschaffen soll, dass Widersacher Tully (unterfordert: Tom Wilkinson, „Cassandras Traum“) fieberhaft geheimzuhalten versucht.
Mit von der Partie ist auch Ex-Agentin Claire Stenwick (Julia Roberts, „Hautnah“), die als Maulwurf in Tullys Sicherheitsteam eingeschleust wurde. Was der aufbrausende Garsik jedoch nicht ahnt, als Liebespaar machen Ray und Claire gemeinsame Sache und versuchen ihrerseits an die Formel zu gelangen, um sie an einen anderen Bieter veräußern zu können. Das klingt humorig, überspitzt und dem Geiste klassischer Räuberpistolen wie „Ocean’s Eleven“ verpflichtet. Tatsächlich aber misslingt Gilroy der Spagat zwischen Komödie, Wirtschafts-Satire und Thriller überraschend deutlich.
Die Chemie zwischen den routinierten Hauptdarstellern, dem betont ernsthaften Owen und der mal biestigen, mal sinnlichen Roberts, erweist sich als erstaunlich unstimmig. Dass sich die beiden selbst nicht über den Weg trauen, soll sowohl der Dramatik als auch der Kurzweil dienlich sein. Ohne Funkenflug aber fehlt die Basis zur Anteilnahme. Der verschachtelten Inszenierung mangelt es zudem an Leichtigkeit, an Spitzbübischkeit, die vor allem durch unnötig gedehnte Szenenfolgen ausgehebelt wird. Selbst das süffisante Aha-Erlebnis der finalen Finte trägt zur Ambivalenz eines Filmes bei, der seine reizvollen Bestandteile einfach zu unausgewogen und langatmig kombiniert.
Wertung: (5 / 10)