Shoot `Em Up (USA 2007)

shoot-em-upEs ist die moderne Realverfilmung klassischer Bugs Bunny-Cartoons: Clive Owen („Sin City“) ist das Möhren mümmelnde Cleverle, das sich jedweder gefahrvollen Situation durch Bauernschläue und Kaltschnäuzigkeit entziehen kann. Ihm gegenüber steht der schießfreudige Yosemite Sam-Ersatz Paul Giamatti („American Splendor“), der trotz gebotener Unerbittlichkeit und einfallsreich geschmiedeter Fallen stets den Kürzeren zieht. „Shoot ‚Em Up“ ist das bislang größte Projekt von „Monster Man“-Regisseur Michael Davis. Der Titel ist Programm, wenn über kurzweilig ultrabrutale 85 Minuten Kugeln in Körper gepumpt und Grenzen des guten Geschmacks konsequent überschritten werden.

Owen ist der schweigsame Mr. Smith, der rein zufällig der falsche Mann am richtigen Ort ist. Gerade noch tunkte der abgehalfterte Obdachlose eine Mohrrübe in einen Becher Joghurt, im nächsten Augenblick rettet er eine hochschwangere Fremde vor dem Zugriff bewaffneter Unbekannter. Smith ist ein Meister an der Waffe. Während sich die Reihen der Gegner rasch lichten, bringt die Frau das Kind zur Welt. Patronenhülsen prasseln auf den gewölbten Bauch, die Nabelschnur wird kurzerhand durchschossen. Ihren Tod kann er nicht verhindern, wohl aber, dass Hertz (Giamatti), Anführer des Killerkommandos, das Neugeborene tötet.

Leicht macht es der Film dem Publikum nicht. Das heftige Blutvergießen ist purer Selbstzweck, der Humor bei aller Übertreibung abgrundtief zynisch – wenn er denn funktioniert. Wären es nicht die gestandenen Charakterdarsteller Owen und Giamatti, die sich hier durch ein Nichts an Handlung chargieren, der launige Streifen wäre kaum mehr als Trigger Happy-Trash zum abgewöhnen. Die Coolness des einen und die abgefuckte Kaltblütigkeit des anderen aber lassen über platte Witze und allzu bizarre Endlosballerei hinwegsehen. Sinn ergibt „Shoot ‚Em Up“ zu keiner Sekunde. Wirklich Spaß bereitet der wortkarge Actionstreifen aber auch nicht, weil sich der Unterhaltungswert aus der puren Lust an der Perversion generiert.

Mit der Prostituierten Donna Quintano (Monica Bellucci, „Irreversible“) trotzt Smith den Attacken seiner zahlenmäßig hoch überlegenen Opponenten und deckt nebenbei ein politisches Komplott auf. Zwischen „Dobermann“ und „Crank“ findet das heftige Potpourri moderner Klischees nie einen festen Stand. Die Idee gebar aus Chow Yun-Fats Säuglingsrettung im John Woo-Klassiker „Hard Boiled“. An Reminiszenzen spart Autor und Regisseur Davis keineswegs. Eine eigene Note findet sein hektischer, politisch völlig unkorrekter Gewalt-Comic darüber jedoch ebenso wenig wie das gesunde Maß der Übertretung moralischer Grenzen. Fraglos ein sehenswerter, wenn auch zwiespältiger Reißer.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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