Aus Slasher wird Mystery: Im dritten Teil der unzusammenhängenden „Düstere Legenden“-Reihe sorgt diesmal kein menschlicher Killer für Figurenschwund, sondern ein rachsüchtiger Geist. Der grundlegend willkommene Ansatz, den Stoff tatsächlich auf eine der viel zitierten urbanen Legenden zu fokussieren, wird jedoch durch billige Computereffekte und nur allzu vorhersehbare Gruselmomente ausgehebelt. Schade ist es da um die redlich gegen Klischees und Qualitätslosigkeit anspielende Hauptdarstellerin Kate Mara („127 Hours“) sowie Regisseurin Mary Lambert, die mit der klassischen Stephen King-Verfilmung „Friedhof der Kuscheltiere“ einst bewies, das sie vortrefflich auf der Klaviatur des Horrors spielen kann.
Aber die Legende von Bloody Mary, die bereits die Clive Barker-Adaption „Candyman“ inspirierte, dient hier eher als Aufhänger im „Prom Night 2“-Stil: Anfang der sechziger Jahre wollen es drei Footballer auf dem Abschlussball so richtig krachen lassen. Also mixen sie ihren Begleiterinnen die Sinne vernebelnde Substanzen in die Bowle, damit das Abschleppen so einfach wie buchstäblich vonstatten gehen kann. Nur die nüchterne Mary spielt nicht mit und kommt auf ihrer Flucht ins Schulgebäude gewaltsam zu Tode. Ihre Leiche wird in einer (offenbar jegliche Verwesungsgerüche absorbierenden) Truhe verborgen, die schicksalhafte Nacht dem Vergessen preisgegeben. Doch die Vergangenheit soll die Schuldigen, mehr noch deren Kinder, Jahrzehnte später grausam einholen.
Nachdem nämlich Samantha (Mara) und ihre Freundinnen nach der Kissenschlacht in Leichtbekleidung (!) dreimal ´Bloody Mary´ gerufen haben (brauchte es dafür nicht eigentlich einen Spiegel?), werden sie und eine Reihe gesichtsloser Mitschüler vom lachhaft schlecht geschminkten Geist der Toten heimgesucht. Gemeinsam mit Bruder David (Robert Vito) spürt die von alptraumhaften Visionen geplagte Samantha der Ursache für die mysteriösen Geschehnisse nach. Doch geht neben Mary auch ein Mörder aus Fleisch und Blut um, der die Schatten der Vergangenheit um jeden Preis aus dem Licht der Öffentlichkeit fern halten will. Nur ist dessen Identität bereits aus Gründen der Alternativlosigkeit allzu offenbar.
So wird zwar an jeder zweiten Ecke lauthals ´Buh!´ gerufen, Spannung will im Laufe der logikfrei abgerollten Geschichte aber partout keine aufkommen. Den Titel rechtfertigt der Film mit einer über alte Zeitungsartikel eingebrachten peripheren Anlehnung an die Vorgänger. Nur hätte es die ohnehin nicht sonderlich gehaltvolle Marke „Düstere Legenden“ kaum gebraucht, um diesen am Ende plump J-Horror-Standarten kopierenden Schmalspur-Grusler mit seiner fahrlässig überzeugungsarmen Geistergestalt vor die Wand zu fahren. Vereinzelt makabre Spitzen, allen voran der beim Pinkeln gegen einen Zaun mit Starkstrom gegrillte Unterleib, genügen einfach nicht, um die Abstinenz von Ideen und Atmosphäre auch nur ansatzweise aufzuwiegen.
Wertung: (3 / 10)