Das mehr bewegte als bewegende Leben des Dieter Bohlen schien die Lizenz zum Gelddrucken. Sein Buch „Nichts als die Wahrheit“ war ein Riesenerfolg, die zahlreichen Klagen auf Verletzung des Persönlichkeitsrechts, u.a. vorgebracht von Thomas Anders und Verona Feldbusch, gossen zusätzliches Öl ins Feuer des massenmedialen Hypes. Nach hofiertem Penisbruch und „Deutschland sucht den Superstar“ fand der Gang durch Boulevardgazetten und TV-Magazine ein jähes Ende. Bohlens zweites Buch „Hinter den Kulissen“ war ein Flop, der für unglaubliche 6,5 Millionen Euro produzierte Trickfilm über sein Leben kam gar nicht erst ins Kino. Aber Dieter Bohlen ist nicht „Big Brother“-Pionier Zlatko Trpkovski – dessen „Mister Boogie“ seit Jahren in den Kellern der Produzenten vor sich hinschimmelt – , sondern Deutschlands Pop-Titan Nummer 1. Und weil auch RTL sein Scherflein zum Budget beigesteuert hatte und Staffel zwei von „DSDS“ grad Pausierte, feierte der Streifen an einem lauschigen Samstagabend im März 2006 verspätete Weltpremiere.
Co-Regisseur Michael Schaak („Der kleene Punker“) hätte nach den Trickfilm-Enttäuschungen „Werner – Gekotzt wird später“ und „Derrick – Die Pflicht ruft!“ einen Erfolg gebraucht. „Dieter – Der Film“ bringt, für viele kaum überraschend, nicht die Wende. Der Trickfilm-Ulk hat seine Momente, verschießt das selbstironische Pulver des gezeichneten Dieter aber bereits in der ersten Hälfte. Geboren in der norddeutschen Provinz führt der Weg des jungen Bohlen über die problematische Jugend ins Musikgeschäft. Drafi Deutscher kann es sich nach dem Riesenerfolg von „Marmor, Stein und Eisen bricht“ erlauben, dem Plattenchef auf den anmaßend niedrig dotierten Vertrag zu scheißen – das will Dieter auch. Die erste Goldene Schallplatte erntet er mit Schlager, ehe das Schmalz in der Stimme von Thomas Anders Ideen für höhere Ziele weckt: Modern Talking.
Die Geschichte ist bekannt, Interesse weckt einzig die Eigendarstellung Bohlens. Der überrascht phasenweise mit bissiger Selbstironie, teilt aber auch in diesem Falle lieber aus als einzustecken. Nach der ersten Trennung von Thomas Anders folgen die Episoden um Naddel und Verona. Und mit denen folgt schnell der Abstieg in die Belanglosigkeit. Die erste wird als unkontrollierte Alkoholikerin denunziert, die zweite zur kaltherzig geldgeilen Schlange degradiert. Dieter steht in der Mitte, ist der gehörnte Liebeskasper mit schwindender Barschaft und gebrochenem Herzen. Spätestens mit Naddels „Titten-Tüv“ ebbt die Humoreske endgültig ab und verabschiedet sich in ein erschreckend einfallsloses Finale. Tricktechnisch hält „Dieter – Der Film“ den Standard von Schaaks übrigen Werken. Das Problem liegt im Skript, lose basierend auf „Nichts als die Wahrheit“, das Scherze über weibliche Oberweiten zelebriert wie Dieters Penisbruch. Neue Einblicke vermittelt der Film also nicht. Aber immerhin bleibt der animierten Verona die Prügel erspart.
Wertung: (4 / 10)