Die Hunde sind los. In der Verfilmung von David Fishers Roman „The Pack“ terrorisiert ein verwildertes Rudel ein abgeschottetes Eiland. So viel zu den Gemeinsamkeiten von Vorlage und Adaption. Denn was Robert Clouse in Personalunion aus Drehbuchautor und Regisseur aus dem Stoff macht, ist partiell packendes Genrekino mit zum Teil lachhaft überzeichneten Nebenfiguren. Clouse, der durch den Bruce Lee-Film „Der Mann mit der Todeskralle“ bekannt wurde, ist ein sichtbar besserer Handwerker als Geschichtenerzähler. Dass der Streifen dennoch bis heute funktioniert, liegt neben dem wirkungsvollen Einsatz der Hunde am überzeugenden Hauptdarsteller Joe Don Baker (gab den Bond-Schurken in „Der Hauch des Todes“).
Der, meist auf die Verkörperung harter Kerle abonniert, gibt den Meeresbiologen Jerry Preston. Auf der US-Ostküsteninsel Seal Island studiert der gutherzige Witwer Garnelen und hat durch die Beziehung zu Millie (Hope Alexander-Willis, „Trauma“) ein neues Leben aufgebaut. Sie hat wie er einen Sohn und dass die Patchwork-Familie ein Haus baut, gefällt auch den übrigen Bewohnern der beschaulichen Kommune. Mit der Ruhe allerdings ist es bald vorbei. Denn wie der Auftakt zeigt, setzen nicht wenige Sommerurlauber ihre Hunde bei Ferienende einfach aus. Die fallen auf der Suche nach Nahrung erst über andere Tiere her und wenden sich, als sämtliche Bindung vergessen ist, auch gegen die Menschen.
In der erzählerischen Herleitung ist das zwar arg vorhersehbar, der sympathisch figurierte Joe Don Baker und die mit Richard B. Shull („Sssssnake Kobra“) und R.G. Armstrong („Devil Dog“) prominent besetzten Inselkauze sorgen aber für ausreichend darstellerisches Gewicht. Dem gegenüber stehen die zur potenziellen Opfermehrung eintreffenden Ausflügler um den herrischen Bankier Dodge (Richard O’Brien, „Der Himmel kann warten“). Dessen Gefolge besteht aus grotesk albernen (und in der modischen Rückbetrachtung ebenso gekleideten) Duckmäusern, deren parodistisches Potenzial durch die deutsche Synchronfassung noch verstärkt wird. So plätschert der Film ein wenig vor sich hin, bis ein Sturm die Funkleitung zum Festland kappt und die aggressiven Hunde zum kollektiven Tölen-Terror ausholen.
Mit der finalen Belagerung von Jerrys Domizil fährt Clouse, der mit „Night Eyes“ fünf Jahre später einen weiteren Beitrag zum „Rache der Natur“-Sujet vorlegte, eine ansehnliche Zuspitzung der Gefahr auf. Das gipfelt auch deshalb in moderates Nervenzerren, weil die nervigsten Charaktere bis dahin bereits (Achtung Sparwitz!) vor die Hunde gegangen sind. Insgesamt bietet „Die Meute“ schnörkellose Horror-Unterhaltung mit mancher Härte, die durch die guten Leistungen der Tiertrainer souveräne Schauwerte bietet. Zum Ausklang werden gar versöhnliche Töne angeschlagen, wenn der Mensch dem Hund in einem Akt der Barmherzigkeit die Hand reicht. Ein echter Genre-Primus resultiert daraus zwar nicht, zu den besseren Filmen seiner Art darf der Streifen dennoch gezählt werden.
Wertung: (6 / 10)