Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia (USA 2005)

die-chroniken-von-narnia-der-koenig-von-narniaWeihnachten 2004 war keine glückliche Angelegenheit für die Fantasyfreunde unter uns. Der König war bereits im vorherigen Jahr zurückgekehrt, Zauberlehrling Harry Potter hatte seinen Zauberstab schon im Sommer geschwungen und der Aufstieg der dunklen Seite der Macht sollte noch ein paar Monate auf sich warten lassen. Umso mehr Möglichkeiten gibt es dieses Jahr, das Fest der Liebe in fernen Welten zu feiern. Mit „Harry Potter und der Feuerkelch“ wurde die Weihnachtsfantasyfilmsaison bereits Mitte November eröffnet, Mitte Dezember wird sie mit Peter Jacksons neuem Werk „King Kong“ abgeschlossen werden. Doch bevor es soweit ist, wird dem Kinobesucher noch die Welt Narnia aus C.S. Lewis’ Feder eröffnet.

England im Zweiten Weltkrieg: Um sie vor den deutschen Luftangriffen zu schützen, werden die Geschwister Peter (William Moseley, „Goodbye Mr. Chips“), Susan (Anna Popplewell, „Der Kleine Vampir“), Edmund (Skandar Keynes, „Ferrari“) und Lucy (Georgie Henley) aus London in das Haus eines Professors auf dem Land evakuiert. Beim verstecken spielen finden sie bald einen Schrank, der als Portal in die magische Welt Narnia dient. Zusammen erforschen sie die verzauberte Welt, die von der Weißen Hexe Jadis (Tilda Swinton, „Broken Flowers“) beherrscht wird – einer bösen Zauberin, die den Thron der Königin für sich beansprucht.

Doch während sie die Ankunft der vier Kinder als Bedrohung sieht, schöpfen die Bewohner Narnias neue Hoffnung. Nach einer alten Prophezeiung sollen nämlich vier Menschen die neuen Herrscher des Landes sein. Um die Erfüllung der Prophezeiung zu verhindern, erkauft sich Jadis das Vertrauen des jungen Edmund. Seine Geschwister jedoch suchen die Nähe des edlen Löwen Aslan (Stimme von Liam Neeson, „Schindlers Liste“), um Narnia zu befreien. „Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia“ erinnert sehr an „Der Herr der Ringe“ – auf mehreren Ebenen. Das ist mehr als nur Zufall, bedenkt man, dass beide Filme in Neuseeland gedreht wurden und auch die visuellen Effekte aus Peter Jacksons hauseigener Schmiede WETA Workshop stammen. Doch die Ähnlichkeiten sind nicht nur darauf zu reduzieren. Schon Lewis’ Bücher waren stark mit der epischen Reihe seines Oxford-Kollegen Tolkien verwand – beide verarbeiteten überwiegend christliche Motive, Tolkien war dabei nur um einiges geschickter.

Denn die christlichen Verweise in „Narnia“ kommen stellenweise schon mit dem Holzhammer. Wir haben einen Judascharakter, der seine Vertrauten zwar nicht für 30 Silberlinge, sondern für Süßigkeiten verrät, einen Jesuscharakter, der sich für die Sünden eines anderen opfert, von den Toten wieder aufersteht und schließlich sogar einen Lazaruscharakter, der sich vom Jesuscharakter wieder von den Toten erwecken lässt. Zwar gibt es vergleichbares in sehr sehr vielen Filmen, aber so wenig verschlüsselt kam der Bibelstoff selten daher. Doch die „Herr der Ringe“-Anlehnungen enden nicht im zugrunde liegenden Text oder den Drehorten. Einige Szenen gehen nur noch mit viel gutem Willen als Zitate durch. Doch eines fehlt der „Narnia“-Verfilmung völlig: das Düstere. „Die Chroniken von Narnia“ sind deutlich kindgerechter als Peter Jacksons Mittelerdereisen. Selbst bei der finalen Endschlacht, die übrigens äußerst groß und gelungen ausgefallen ist, hält Regisseur Andrew Adamson („Shrek“) nicht drauf, wenn das ein oder andere Wirbeltier sein Leben aushaucht. Und tote Menschen wird man in Narnia vergeblich suchen.

Doch bei aller Liebe für’s kindgerechte Verfilmen von Stoffen, eins hätte Adamson sich beim besten Willen sparen können: den Auftritt des Weihnachtsmanns. Dieser wirkt in einem Fantasyfilm fehlplaziert und ist einfach überflüssig. Er unterbricht die sonst gut aufgebaute Szenerie aus mythischen und märchenhaften Figuren und auch die handlungstechnische Funktion hätte man durchaus geschickter lösen können. Davon mal abgesehen ist Adamson ein atmosphärisch sehr dichter Film gelungen. Vor allem die Musik von Harry Gregson-Williams („Shrek“) unterstreicht die stimmig komponierten Bilder von Kameramann Donald M. McAlpine („Romeo & Julia“). „Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia“ ist ein Film für die Gruppe der bis 14jährigen Kinogänger. Auf diese Zielgruppe sind Handlung, Charaktere und Design äußerst passend zugeschnitten, den älteren könnte es etwas kindisch daher kommen. Und spätestens die 16jährigen werden mit dem Griff zu den „Herr der Ringe“-Langfassungen wohl glücklicher werden. Für die Fans der Buchvorlage, Fantasypuristen und vor allem die jüngeren Kinogänger ist „Der König von Narnia“ ein schöner, herrlich naiver Weihnachtsfilm. Allen anderen sei der Film nicht ohne bedenken ans Herz gelegt. Schlecht ist er sicher nicht, stellenweise aber ein bisschen schlicht.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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