In den frühen Neunzigern steckte die Telekommunikationstechnik noch in den Kinderschuhen. Was im Zeitalter vielseitiger Mobiltelefone und Tablet-Computer alltäglich erscheint, war damals kaum mehr als ein ferner Traum. Wer Kontakte und Termine platzsparend strukturieren wollte, kam an Rolodex und Filofax nicht vorbei. Aus dieser technologisch nahezu archaischen Epoche stammt der Sci-Fi-Horror-Thriller „Der Killer im System“ (Originaltitel: „Ghost in the Machine“), mit dem „Tank Girl“-Regisseurin Rachel Talalay den Trend computeranimierter Spezialeffekte – ähnlich „Der Rasenmäher-Mann“ (1992) – vorwegnahm.
Ungeachtet dieser Pionierleistung bleibt jedoch ein bestenfalls durchschnittlicher B-Film mit immerhin respektablem Retro-Charme – und ansprechender Besetzung. Denn in einer seltenen Hauptrolle spielt Karen Allen, zweifache Frau an der Seite von Indiana Jones, die alleinerziehende Terry Munroe. Die muss sich, neben einem stressigen Job, mit dem pubertierenden Sohn Josh (nervig: Wil Hornef, „The Roost“) herumplagen. In einem Computerladen erregen die beiden eher zufällig die Aufmerksamkeit von IT-Nerd Karl (Ted Marcoux, „Achterbahn des Schreckens“), hinter dem sich der berüchtigte Adressbuch-Killer verbirgt.
Als der ihnen einen Besuch abstatten will, verunfallt er auf regennasser Fahrbahn und muss – von subjektiver Kamera eingefangen – aus seinem Fahrzeug befreit werden. Während Ärzte im Krankenhaus ein MRT durchführen, sorgt ein Zwischenfall im örtlichen Elektrizitätswerk für das körperliche Ableben des Hobby-Mörders. Sein Geist allerdings spukt fortan durchs Strom- und Datennetz und mordet sich durch Terrys digitalisiertes Adressbuch, indem er verschiedene elektronische Geräte seiner Opfer manipuliert. Unterstützung erhält Terry von Ex-Hacker Bram (Chris Mulkey, „The Hidden“), der dem digitalen Serienmörder mit dem Magnetfeld eines Teilchenbeschleunigers ein endgültiges Ende bereiten will.
Die Machart ist, wie in den frühen Neunzigern üblich, betont übertrieben. Der Plot, erdacht von William Davies und William Osborne („Twins – Zwillinge“), erinnert in seinen Grundzügen an „Shocker“ (1989), erweist sich aber als weniger ironisch und bestenfalls überschaubar aufregend. Auf der Habenseite bleiben die eigenwillige Variation bekannter Genre-Elemente und die handgemachten Masken- und Make-up-Effekte. Obendrauf gibt es ein paar nette Kameraflüge, um des Killers Vordringen im elektrischen Leitungssystem zu veranschaulichen. Die eingestreuten Virtual-Reality-Sequenzen bewegen sich auf „TRON“-Niveau, was schon 1993, übrigens auch das Produktionsjahr von „Jurassic Park“, nicht unbedingt als Kompliment verstanden werden konnte. Trotz stattlicher Staubschicht hält der Streifen olide bei Laune. Mehr als das kann auch kaum verlangt werden.
Wertung: (5 / 10)