Dagger Threat – Weltschmerz (2022, Beatdown Hardwear)

Es gibt wohl keinen Albumtitel, der die gegenwärtige Menschheitslage treffender umreißen könnte: „Weltschmerz“. Wer um den Sound der dahinterstehenden DAGGER THREAT weiß, mag erahnen, dass es auch auf dem jüngsten Album der Hamburger an allen Ecken und Enden brennt. Wiederum inspiriert, wohlgemerkt. Vor dem großen Knall steht allerdings der „Prologue“, der professionell vorgetragene deutsche Lyrik vorwegstellt. Wer die Zeilen – und die des ergänzenden „Epilogue“ – ergründen möchte, benötigt mehrere Anläufe, erhält im Gegenzug aber ausreichend Futter für den Denkapparat. Auch so können Bands ihre Hörerschaft fordern!

Die Eröffnung bietet aber auch instrumentale Klänge, ein wenig experimentell und obendrein unbehaglich verzerrt. Danach, so ist es zu erwarten, geht’s ans Eingemachte. Doch hält der Fünfer in der Folge ebenfalls manche Überraschung parat. Dennoch: Gebrüll und Geballer bilden noch immer das Fundament des Schaffens von DAGGER THREAT. Die Beatdown-Kelle kreist bereits beim ersten regulären Track, „Jaded“, mit spürbarer Abgeklärtheit. Und Leidenschaft. Was sonst? Die elektronisch angehauchte Ader des Intros bleibt jedoch erhalten. Das gefällt, schließlich unterstreicht es, dass die Nordlichter ihren Sound beständig weiterentwickeln.

Bemerkenswert erscheint einmal mehr, dass die typischen schleppenden Breakdown-Parts – auch dafür kann „Jaded“ bemüht werden – mit Bedacht eingesetzt werden. Stattdessen rollen DAGGER THREAT einen äußerst dynamischen Soundteppich aus, der neben dem erwähnten Gebrüll und Geballer (als Anspieltipps empfehlen sich u. a. „Cynic“ und das mit Elektro-Beat eingeleitete „Riven By Grief“) – natürlich mit Groove- und Blast-Beat-Gewitter – auch vereinzelte Refrains samt semi-symphonischem Klarbeigesang (siehe „Wither“ und „Faint“) beinhaltet. Wie beim Vorgänger „Gestaltzerfall“ (2019) gilt aber auch hier, dass Stile und Klangfarben gern innerhalb eines einzigen Songs vermischt werden. Damit ragen die Nordlichter noch immer sympathisch weit aus der Metal-Hardcore-Vielfalt hervor – und legen schon jetzt eine der spannendsten Brachial-Platten der Saison vor.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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