„It’s a doll. What’s the worst that can happen?“ – Wenn er wüsste: Ian
Es ist ein Fluch mit dieser Mörderpuppe. Seit 1988 treibt Chucky sein Unwesen, stets bemüht die verfluchte Seele aus dem Plastik- in einen Menschenkörper zu transferieren. Über drei Filme stellte er dem kleinen Andy nach, schließlich war er der erste, dem das meuchelnde Spielzeug erzählte, sein richtiger Name sei Charles Lee Ray. Der war nicht nur ein Killer, sondern auch in Voodoo-Praktiken bewandert, was sich als hilfreich erwies, als er auf der Flucht in einem Spielzeugladen erschossen wurde. Eine der beliebten Good Guy-Puppen kam ihm als Zwischenstation seiner unsterblichen Existenz gerade recht. Der Rest ist blutrot wie grotesk angepinselte Horror-Historie.
Im Gegensatz zu vielen anderen populären Genre-Ikonen, solchen wie Jason Voorhees oder Michael Myers, durfte sich Chucky aber über die Jahre aus dem Korsett typischer Slasher-Dramaturgie befreien. Zynischer Humor, getragen durch die Stimme von B-Star Brad Dourif („Body Parts“), der jenen Charles Lee Ray auch im Original verkörperte, wurde zum Aushängeschild der Serie. Es folgte die Suche nach einer Braut (Jennifer Tilly) und die Zeugung eines Sohnes. Der comichaft absurde Anstrich gefiel nicht jedem. Aber so erschöpfte sich das Konzept wenigstens nicht in ewiger Redundanz und beließ Chucky bei den Fans in guter Erinnerung. Ein sechster Part der Reihe schien also nur eine Frage der Zeit.
„Curse of Chucky“, die erste Fortsetzung seit 2004, folgt jedoch nur bedingt dem aktuellen Trend, bekannte Horror-Franchises neu aufzurollen. Denn weder wird die Geschichte neuerlich von vorn erzählt, noch verwirklichen andere ihre kreative Sicht auf selbige. Verantwortlich zeigen sich nämlich das bewährte Gespann aus Produzent David Kirschner und Don Mancini, Drehbuchautor aller vorangegangenen Teile und Regisseur von „Seed of Chucky“. Sie kehren zu den Ursprüngen der Reihe zurück und setzen mehr auf klassischen Horror-Thriller denn makabre Überspitzung. Allerdings braucht der Film, gemessen an der altbekannten Prämisse, deutlich zu lang, um Fahrt aufzunehmen.
Im Zentrum der Story steht die an den Rollstuhl gefesselte Nica (Brad Dourifs Tochter Fiona, „True Blood“), die mit ihrer Mutter ein abgelegenes Landhaus bewohnt. Eines Tages erhalten die beiden ein Paket, in dem sich Good Guy Chucky befindet. In der folgenden Nacht scheidet Mutter durch scheinbaren Selbstmord aus dem Leben. Das bringt Nicas Schwester Barbie (Danielle Bisutti) samt Mann Ian (Brennan Elliott), Tochter Alice (Summer H. Howell) und blonder Nanny (Maitland McConnell) auf den Plan. Bald gehen unheimliche Dinge vor sich und einzig Nica vermag diese mit dem in Alices Obhut übergebenen Chucky in Verbindung zu bringen.
Der erste Teil der Serie ohne Kinoauswertung (selbst in den USA) ist ein schnörkelloser B-Horrorfilm alter Schule. Mancini bringt ein paar neue Facetten und Hintergründe ein – wobei Brad Dourif auch vor der Kamera noch einmal den Charles Lee Ray geben darf –, konzentriert sich aber auf schnörkellose Schocks und in die Länge gezogene Spannungsmomente. Auf CGI-Effekte wird weitgehend verzichtet, was der Reihe ihren Charme bewahrt. Obwohl nicht zwingend aufregend, ist „Curse of Chucky“ eine solide Ergänzung. Der Vorlauf geriet etwas schleppend, dafür entschädigen der straffe Showdown und der muntere Ausklang (inklusive Gastauftritt von Tilly). Keinesfalls verpassen sollten Fans übrigens die Szene nach dem Abspann, in der es ein Wiedersehen mit Andy-Darsteller Alex Vincent gibt.
Wertung: (6 / 10)