„You stupid bitch! You filthy slut! I´ll teach you to fuck with me!” – Garstig: Chucky
Mit „Chucky“ hielt 1988 der Horror Einzug in die friedliche Kinderstube. Die brutale Verniedlichung filmischer Monstermörder wie Freddy Krueger, Jason Vorhees oder Michael Myers fand unverzüglich ihre Fangemeinde und zog jüngst die vierte Fortsetzung nach sich. Neu war die Idee vom teuflischen Spielzeug nicht, trieben in Stuart Gordons „Dolls“ doch bereits ein Jahr zuvor Mörderpuppen ihr Unwesen. Den bleibenderen Eindruck allerdings hinterließ der garstige Gummignom Chucky. Dem ungeachtet pflanzte sich das Destillat der Grundidee in Filmen wie „Puppet Master“, dessen acht (!) Sequels oder „Pinocchio – Puppe des Todes“ kontinuierlich auf dem Videomarkt fort.
Verantwortlich für die Konzeption der Geschichte waren neben Regisseur Tom Holland – der zuvor auch die Skripts zu „Die Klasse von 1984“ und „Psycho 2“ verfasst hatte – Don Mancini und John Lafia. Mancini sollte der Serie als Autor fortwährend die Treue halten und bei „Seed of Chucky“ sogar Platz auf dem Regiestuhl nehmen, für Lafia („Man´s Best Friend“) folgte der Ausstieg bereits nach der Inszenierung von „Chucky 2“. Der Reiz des Films liegt auch fast zwanzig Jahre nach seiner Produktion in der Simplizität des Plots. Holland erlaubt im Rahmen der inhaltlichen Schlichtheit kein Bad in Subtilität oder Vielschichtigkeit. Es geht um knackige Schocks und soliden Grusel – eben alles das, was das Genre für den Fan so schmackhaft macht. Darüber hinaus symbolisiert Chucky in seiner anarchischen Unberechenbarkeit den postmodernen Albtraum in Gestalt kindlicher Unschuld. Er ist ein artifizierter Todesengel, provokant gerichtet gegen gesellschaftlichen Anstand und Moral.
Allein der Auftakt ist so absurd wie der gesamte Film: Serienmörder Charles Lee Ray (Brad Dourif, „Death Machine“) wird von Detective Norris (Chris Sarandon, „The Hidden – Das unsagbar Böse“) gestellt und in einem Spielzeugwarengeschäft erschossen. Vorher jedoch transferiert der geschulte Voodoo-Magier Ray seine Seele in eine `Good Guy´ Kinderpuppe. Eine solche wünscht sich auch der vaterlose Andy (Alex Vincent, „My Family Treasure“) zum Geburtstag. Weil dessen Mutter (Katherine Hicks, „Peggy Sue hat geheiratet“) sich ein solches Geschenk nicht leisten kann, erwirbt sie den Kinderzimmerfreund preisgünstig aus dem Einkaufswagen eines Obdachlosen. Nichts ahnend, dass es sich bei Andys Präsent um das von Killer Ray besessene Spielzeug handelt. Und der mordet auch in plastiliner Gestalt unverdrossen weiter.
Genre-Routinier Tom Holland („Fright Night – Rabenschwarze Nacht“) versucht erst gar nicht Spannung durch den Verdacht aufzubauen, Andy könnte der Urheber des finstren Treibens sein. Das Böse bleibt von Beginn an auf die mordende Puppe und seinen Wirt beschränkt. Das lässt „Chucky“ zwar nur auf der Ebene des konventionellen Slasher-Films funktionieren, doch steht einer expliziten Nabelschau aus Blut und Gedärm die meist bedrohliche Atmosphäre vor. Das soll nicht heißen, der straff inszenierte Horror spare genregemäßes Säbelrasseln gänzlich aus, doch stehen vereinzelte Härten eher im Dienste der Sublimierung des Spannungsbogens. Langatmigkeit lässt Holland dabei nicht aufkommen, sondern hangelt sich über Explosionen, einfallsreiche Morde und obligatorisches Rätselraten passabler Menschschablonen zum ausgedehnten Showdown.
Die subjektive Kameraführung á la Carpenter sorgt für die nötige Atmosphäre, der verzicht auf Ironie eruiert kompromisslose Gewaltausbrüche. „Child´s Play“ – so der Originaltitel des Films – ist zynischer B-Horror mit adäquaten Darstellern und guten Tricks. Mit dem Gebrauch von strapaziösen Schlagwörtern wie Kult oder Klassiker sollte man Vorsicht walten lassen, will „Chucky“ doch nicht mehr sein als eine rasante Geisterbahnfahrt mit Wiedererkennungswert. Und das ist der Streifen allemal.
Wertung: (6,5 / 10)