„A true classic never goes out of style!” – Chucky
Vor dem absehbaren Sturz der „Chucky“-Reihe in die Niederungen banaler Verleihpremieren wurden weitere Fortsetzungen auf Eis gelegt. Zumindest, bis sich Autor Don Mancini sechs Jahre nach dem letzten Wüten der Mörderpuppe ein Skript aus den Ärmeln krempelte, dass die Horror-erprobte Miramax-Tochter Dimension Films voll überzeugen konnte. Original-Produzent David Kirschner produzierte, als Regisseur konnte der Chinese Ronny Yu („Bride with White Hair“, „The 51st State“) verpflichtet werden. Dieser gab mit „Bride of Chucky“ seinen Hollywood-Einstand, ehe er mit „Freddy vs. Jason“ fünf Jahre später seinen endgültigen Durchbruch feierte.
Zu Beginn wird die im Finale von „Chucky 3“ in einem Ventilator der Geisterbahn zerstückelte Monsterpuppe in bester Frankenstein-Manier zusammengeflickt, dann wird ihr die passende Braut an die Seite gestellt: Tiffany (Jennifer Tilly, „Bullets Over Broadway“). Die ehemalige Geliebte des Killers Charles Lee Ray näht die Reste des aus Polizeigewahrsam entwendeten Körpers zusammen und bringt Chucky zurück ins Leben. Als es zum Streit kommt, tötet der reinkarnierte Mörder seine menschliche Gespielin und transferiert auch ihre Seele – wohlgemerkt in eine weibliche Puppe. Einzige Chance auf Rettung verheißt die Reise zum begrabenen Kadaver Rays. Der trägt ein magisches Amulett um den Hals, das den beseelten Kinderspielzeugen die neuerliche Menschwerdung ermöglichen soll. Auf ihrer turbulenten Tour greifen Chucky und seine Braut die frisch verheirateten Ausreißer Jade (Katherine Heigl, „Alarmstufe: Rot 2“) und Jesse (Nick Stabile, „Nancy Drew“) auf – doch ruft ihre blutige Spur schon bald die besorgte Staatsgewalt auf den Plan.
Im Fahrwasser der von „Scream“ entfachten Teen-Horror-Welle vertrat „Bride of Chucky“ einen denkbar leichten Stand, musste die innerhalb des Genres ohnehin etablierte Titelfigur doch niemandem mehr vorgestellt werden. Dem entsprechend ungezügelt geriet der vierte Einsatz des populären Kino-Killers zum zitatenreichen Horrortrip in zeitgenössischer Umsetzung – natürlich untermalt von einem tosenden Soundtrack, der unter anderem Schock-Rocker Rob Zombie, Monster Magnet und Judas Priest vereint.
Die selbstironische Frischzellenkur des Themas überzeugt durch makabren Witz und gelungene Effekte. Für die aufwändig realisierten Bewegungsabläufe der elektronischen Puppen zeichnen sich einmal mehr Produzent Kirschner und Trickspezialist Kevin Yagher verantwortlich. Die solide Kameraführung übernahm Peter Pau, der sich in Hongkong durch seine Mitarbeit an Filmen wie „Meister des Schwertes“, „Silver Fox“ oder „Tiger and Dragon“ einen Namen gemacht hat.
Mit Horror hat das launige Treiben in Yus „Bride of Chucky“ nur noch im weiteren Sinne zu tun. Statt dessen gallopiert der Film mit hohem Tempo und nicht ganz streng nach Formel durch unvermutet übermütigen Grusel-Trash. Auf Spannungsmomente verzichtet das Skript beinahe vollständig und lebt im Gegenzug einzig von der morbiden Atmosphäre und der zeitgemäß blutigen Comic-Gewalt. Für die bürgt allein das Gastspiel von John Ritter – der am 11. September 2003 einer Herzattacke erlag – dessen Gesicht bei der Inspizierung des Fluchtwagens mit Nägeln gespickt wird. Diese Anspielung auf „Hellraiser“-Oberzenobit Pinhead ist nur eine von vielen Genrereferenzen, deren Palette von „Frankensteins Braut“ über „Freitag der 13.“, „Halloween“ und „Puppet Master“ bis hin zu „Das Omen“ reicht.
Auch wenn sich die verschiedenen Todesvarianten redlich um Abwechslung bemühen, trifft der Streifen in seiner grotesken Übertreibung doch nicht den Nerv des düsteren Originals. Leise weht der Wind des Mainstream über „Bride of Chucky“ und wirbelt Kunstblut und konstruierte Satire sattsam, aber unterm Strich eben doch oft ziellos durcheinander. Die stärksten Momente gehören der liebeshungrigen Satanisten-Schlampe Jennifer Tilly, die in der Rolle von Femme Fatale Tiffany zu wahrer Höchstform aufläuft. Bis zur unappetitlichen Schlusspointe liefert sich B-Movie-Babe Tilly manch aberwitziges Wortgefecht mit Chucky-Sprecher Brad Dourif, abseits der penetranten parodistischen Elemente verpasst das vierte Aufkommen des mörderischen Puppenspiels allerdings frühzeitig die Ausfahrt Richtung Trash-Klassiker. Weniger wäre eben auch in diesem Falle schlicht mehr gewesen.
Wertung: (6,5 / 10)