„Do something to help your country for a change.“ – Bob
Kein internationaler Erfolg anderer Länder ohne Hollywood-Remake. So war es, so bleibt es. Auch bei Luc Bessons „Nikita“ (1990) ließ eine US-Version nicht lange auf sich warten. In „Codename: Nina“ schlüpfte Bridget Fonda („Jackie Brown“) drei Jahre nach dem Original in die Rolle der zur Profi-Killerin ausgebildeten Kriminellen (eine weitere Interpretation folgte im selben Jahr mit „Secret Force“). Regie führte Action-Routinier John Badham („Das fliegende Auge“), der das Mehr an Feuerzauber mit zeitgemäßer Clip-Ästhetik (unterstrichen durch die Musik Hans Zimmers, „Der König der Löwen“) versah, ohne das Thema seiner grundlegenden Härte zu berauben.
Das wesentlichste Charakteristikum von Bessons Blaupause bleibt die Kühle der Inszenierung. Ihr stellt Badham eine teils hochglänzende Optik gegenüber, die der Atmosphäre einen Teil ihrer Schwermut nimmt. Ansonsten folgt die Nacherzählung der Vorlage ohne nennenswerte Abweichung: Die drogensüchtige Punkerin Maggie (Fonda) erschießt beim Überfall auf eine Apotheke – mit Kurzauftritten: Geoffrey Lewis („Geballte Ladung“) und Michael Rapaport („True Romance“) – einen Polizisten und wird nach ihrer vermeintlichen Hinrichtung vom geheimnisvollen Bob (Gabriel Byrne, „Die üblichen Verdächtigen“) für die Ausbildung als Regierungskillerin rekrutiert.
Durch die leicht geraffte Abhandlung (das Remake ist rund zehn Minuten kürzer als das Original) wirkt Badhams Version schneller und nicht zuletzt actionreicher. Daraus resultiert zwangsläufig eine gewisse Oberflächlichkeit, der die reizvolle Besetzung – als Benimmlehrerin tritt Anne Bancroft („Die Reifeprüfung“) in Erscheinung – nur selten die Intensität von „Nikita“ abtrotzen kann. Vor allem Fonda versteht es wie einst Anne Parillaud, ihrer Rolle die nötige Ambivalenz zu verleihen. Allerdings wirkt Fonda unschuldiger und damit letztlich weniger Ambivalent als Parillaud, deren extreme Spitzen – und die sie umwehende Traurigkeit – einen erheblichen Teil des unkonventionellen Charakterprofils ausmachten.
Größeres Augenmerk fällt in der US-Variante Bobs Vorgesetztem (Miguel Ferrer, „Traffic“) zu, der Maggie am liebsten beseitigt sähe und schlussendlich maßgeblich dazu beiträgt, dass sie das Leben als Auftragsmörderin hinter sich lassen möchte. Die sehr europäische Erzählweise des Originals weicht damit einer Berechenbarkeit, die dem konventionellen US-Kino anhaftet wie Hundekot an der Schuhsohle. Sehr amerikanisch vollzieht sich auch Maggies Liebesbeziehung zu Fotograf J.P. (Dermot Mulroney, „Die Hochzeit meines besten Freundes“), die sich vor dem sonnigen Ambiente Kaliforniens abspielt. Allerdings wirkt sein Gegenpol, anders als Jean-Hugues Anglade in „Nikita“, regelrecht unsympathisch
Schlüsselpunkt für Maggies Ausstiegsbestrebung ist ein eskalierender Auftrag (unter den Opfern: Olivia d’Abo, „Conan – Der Zerstörer“), der das Eingreifen eines Cleaners erfordert. Diesen Part übernimmt Harvey Keitel, der als Mr. Wolf in Quentin Tarantinos Durchbruch „Pulp Fiction“ (1994) ebenfalls den „Reinigungsmann“ gab – und dort eine weitaus erinnerungswürdige Performance zeigte. Gerade seine Bedeutung wird unnütz überhöht, womit die Macher einzig ein Mehr an Spannung heraufbeschwören. Mit eher überschaubarem Auskommen. In Summe ist „Codename: Nina“ keine schlechte Neuverfilmung, nur eben eine unter vielen, deren Amerikanisierung dem originären Stoff keinen Zugewinn beschert.
Wertung: (6 / 10)