Code of Honor – Rache ist sein Gesetz (USA 2016)

Der dicke Bär mit dem Schießgewehr ist zurück. Die Rede ist von Steven Seagal („Auf brennendem Eis“), der sich noch immer mit ausdrucksloser Routine durch Fließband-Actioner unterer Güteklasse schleppt. Anders als beim gewohnten Seagal’schen Schund-Schulterschluss erregt bei „Code of Honor“ zumindest der prominente B-Hauch der Restbesetzung ein Mindestmaß an Interesse. Als partieller Blickfang mag das genügen. Nur bringt es den Streifen bestenfalls in Sachen Marketing nach vorn. Bleibt die teils ruppige Gewalt, die Autor/Regisseur Michael Winnick („Dark Asset“) als probates Mittel zur Lösung gesellschaftlicher Probleme propagiert. Was früher für eine Indizierung gereicht hätte, würde heute aber mehr Aufmerksamkeit generieren, als verdient erscheint.

Trotzdem darf „Code of Honor“ als einer der erträglicheren Auftritte in Seagals Karriereausklang betrachtet werden. Zumindest aus der Warte jener Klientel, die es statt Story und Produktionsgüte einzig auf markigen Budenzauber abgesehen hat. Dieser Prämisse entsprechend darf Seagals stoischer Rächer Robert Sikes gleich zum Auftakt mit Scharfschützengewehr und MG-Dauerfeuer einen Drogendeal unterbinden. CGI-Blut spritzt dabei reichhaltig. Als prägendes Charakteristikum muss das ausreichen. Sofern denn wohlwollend über ebenfalls am Computer eingefügtes Mündungsfeuer und einen beleibten Ex-Star hinweggesehen werden kann, der beim Abseilen aus erhöhter Position auch vor Greenscreen eine traurige Gestalt markiert.

Natürlich gibt Seagal einmal mehr den elitären militärischen Schlagetot. Dies Attribut trägt nahezu sämtliche Filme mit seiner Beteiligung im neuen Jahrtausend. So weit, so zZz… Nicht ganz neu, aber zumindest dezent ungewohnt ist der reaktionäre Selbstjustizunterbau, der Sikes durch den gewaltsamen (und lediglich dialogisch eingebrachten) Tod von Frau und Kind zum unbarmherzigen Rächer avancieren lässt. Die Gnadenlosigkeit seines Ansatzes sieht vor, jeden noch so kleinen Zuhälter oder Straßen-Gangster aus dem Hinterhalt abzuknallen. Das ruft die Polizei auf den Plan, die in Gestalt von Detective Peterson (Louis Mandylor, „The Debt Collector“) aber zunächst im Dunkeln tappt. Special Agent Porter (Craig Sheffer, „Hellraiser: Inferno“) hingegen weiß sehr wohl, wer hinter der systematischen Ausdünnung der Unterwelt steckt.

Das Namedropping wird durch James Russo („Stiletto“), R. D. Call („Im Vorhof der Hölle“) und „Ghost Shark“-Regisseur Griff Furst komplettiert. Während Call als Bürgermeister auf wenige Momente reduziert wird, darf Russo als Mafia-Vorsteher Romano grimmige Blicke verteilen und Porter als Initiator der Mordserie wähnen. Furst wirkt als TV-Journalist in Zuhälteroptik vollends deplatziert, darf aber unterstreichen, dass die Wahl von Sikes Opfern keinen festen Regeln folgt. Um mehr als das karrieristische Gnadenbrot spielt hier allerdings niemand. Am besten kommt noch Sheffer weg, der abseits des meist sitzenden Seagal für Action mit Bewegung zuständig ist und Zeugin Keri (Helena Mattsson, „Surrogates“) vor Romanos Zugriff bewahrt. So vollzieht sich das Geschehen in erwartbaren Bahnen, bis der Mini-Showdown mit „Fight Club“-Wendung die Stirn in Falten legt. Vielleicht sollte es der dicke Bär mit dem Schießgewehr einfach bleiben lassen.

Wertung: 3.5 out of 10 stars (3,5 / 10)

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