Killing Salazar (USA/RO 2017)

Es fällt schwer, Filme ernst zu nehmen, die bereits in den einleitenden Texteinblendungen auf gesteigerte Absurdität setzen. Im Falle des B-Actioners „Killing Salazar“ ist der zentrale Ankerpunkt „Bratski Krug“. Was klingt wie eine fleischige Wintersport-Spezialität im Tongefäß ist in Wahrheit ein osteuropäisches Drogenkartell mit der Anmutung eines brüderlichen Zirkels. Einer der Anführer ist Joseph „El Tiburon“ Salazar, bekannt als „The Great White Shark“. Und während man sich noch fragt, ob die dargelegten Detailinformationen überhaupt irgendeine Relevanz für das kommende Geschehen haben können, dringt die Beteiligung von Steven Seagal zurück ins Gedächtnis. Denn wenn eines schwer fällt, dann ist es, Filme mit seiner Beteiligung ernst zu nehmen.

In den letzten eineinhalb Dekaden stürzte der einstige Kinostar karrieristisch ins Bodenlose. Der Körper wurde runder, die mit ihm unmittelbar fürs Heimkinosegment gefertigten Werke schlichter. Und schlechter. Regisseur Keoni Waxman ist über die Jahre ein beständiger Gefährte Seagals geworden. Gemeinsam drehten sie u. a. „A Dangerous Man“ (2009), „Maximum Conviction“ (2012) und die TV-Serie „True Justice“ (2010-12). Die implizierte Routine ist in Wahrheit das Abspulen ewig gleicher Muster. Zumindest dahingehend birgt „Killing Salazar“ Überraschungspotential. Denn im Zentrum der Action steht nicht Zugpferd Seagal, sondern Luke Goss („Death Race 2 + 3“). Die Konsequenz dieser Maßnahme bedeutet bei unwesentlich reduzierter Auftrittszeit einen dialogischen Überhang für Seagal. Genutzt hat der bekanntlich noch keinem Film.

Aufhänger der von Waxman co-verfassten Geschichte ist ein Verhör des von Goss gespielten U.S. Marshalls Tom Jensen. Sein Gegenüber: John Harrison (Seagal), Leiter der Ermittlungen gegen das Bratski-Syndikat auf Seiten der Drogenbekämpfungsbehörde DEA. Unter seiner Leitung konnte Salazar (drehte mit Seagal und Waxman auch „End of a Gun“: Florin Piersic Jr.) in Rumänien ausgeschaltet werden. Zumindest soll das Kartell in diesem Glauben belassen werden. In Wahrheit stellt sich der Gangster als Kronzeuge zur Verfügung und soll in die USA überführt werden. Zu diesem Zweck wird eine von Major Skony (Darren E. Scott, „Birth of the Dragon“) angeführte Einheit, zu der auch Jensen gehört, nach Übersee gesandt und soll Salazar bis zum Abflug in einem Hotelkomplex bewachen. Nur wird der bald von bewaffneten Bratski-Schergen unter Leitung des bedingt zimperlichen Sinclaire (Georges St-Pierre, „Kickboxer: Vengeance“) attackiert.

Ein bisschen „Stirb langsam“, ein bisschen „Die üblichen Verdächtigen“ (der in einer Szene gar zitiert wird). Der Rest ist standardisiertes Ballern und Sterben mit immerhin bemüht wendungsreicher Erzählweise ohne Rücksicht auf Logik. Die mit Blut besudelte, bisweilen durch karge Martial-Arts-Einlagen (Seagal wird wieder fleißig gedoubelt) aufgepeppte Action macht nicht viel her, dafür rangiert die Inszenierungsklasse Waxmans einfach zu dicht an mittlerem TV-Niveau. Und dennoch: „Killing Salazar“ mutet ungeachtet mäßiger Darsteller (die solide Ausnahme bildet Goss) und inflationärem Osteuropa-Chic erträglicher an als die meisten Seagal-Vehikel der jüngeren Vergangenheit. Angesichts der erneuten Autopilot-Darbietung des müden Genre-Kriegers erscheint dessen Verbannung in Reihe zwei durchaus sinnvoll. Für ein paar saftlose Auftritte sollte die Motivation aber noch locker reichen.  

Wertung: 3.5 out of 10 stars (3,5 / 10)

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