Child’s Play (USA/CAN/F 2019)

„If I can’t be your best buddy… Then nobody can.“ – Gefährlicher Kumpel: Chucky

Das Leben in der zunehmend technisierten Gegenwart ist von Digitalisierung und Vernetzung determiniert. Mit dem Smartphone beispielsweise lässt sich die gesamte Steuerung des Eigenheims übernehmen, von der Beheizung bis zur Überwachung. Der Kühlschrank meldet dazu, welche Lebensmittel knapp werden. Wem das noch nicht genügt, kann sich mit Siri, Alexa & Co. unterhalten und zugleich die Illusion sozialer Interaktion nähren.

Dass sich das ohne Zutun von Urvater Don Mancini realisierte Remake des Slasher-Klassikers „Chucky – Die Mörderpuppe“ (1988) diesen Trend zunutze macht, um das diabolische Treiben des Kunststoffknirpses erzählerisch durchdacht in die Moderne zu transferieren, lässt den Streifen aus der Masse zeitgenössischer Horror-Nachbauten durchaus herausragen. Mehr noch überrascht die von Lars Klevberg („Polaroid“) mit Wonne und Tempo abgespulte Neuinterpretation mit einer leichtfüßigen Inszenierung, die den noch immer dominierenden Trivialcharakter kompetent kaschiert.

Ungeachtet der eigenen Note kommen visuelle und inhaltliche Referenzen ans Original – und daneben vorrangig „E.T.“ – keineswegs zu kurz. Das zeigt sich, nach einer kurzen Werbeclip-Einführung mit Tim Matheson („Manchmal kommen sie wieder“), der die Vorzüge der mit Smart-Home-Anbindung versehenen Buddi-Puppe erörtert, an den gewaltigen Blitzen, die sich über einer Spielzeugfabrik in Vietnam im dunklen Nachthimmel entladen. Von Voodoo-Magie und „Versteck die Seele“ nimmt „Child’s Play“ in der Folge allerdings deutlichen Abstand.

Das zunehmend mörderische, im weiteren Verlauf über handelsübliche Gewaltspitzen eskalierte Gebaren von Chucky – ein weiterer Clou der Macher: die Originalstimme stammt von „Star Wars“-Veteran und Trickfilm-„Joker“ Mark Hamill – rührt vielmehr daher, dass ein geschasster Mitarbeiter in der Buddi-Produktion die elektronischen Sicherheitseinstellungen einer Puppe manipuliert und sämtliche „moralischen“ Filter deaktiviert. Dass dies möglich erscheint, wirft Fragen auf. Aber Trivial-Horror bleibt nun einmal Trivial-Horror.

So landet der als defekt deklarierte Chucky über Umwege in den USA, genauer bei der alleinerziehenden Verkäuferin Karen Barclay (Aubrey Plaza, „Safety Not Guaranteed“). Die bewahrt das Spielzeug vor der Müllpresse, um ihrem 13-jährigen Sohn Andy (Gabriel Bateman, „Lights Out“) eine Freude zu bereiten. Nach Umzug und Neuanfang soll der lernfähige, sich schrittweise an das Leben der Besitzer anpassende Spielkamerad die Eingewöhnung in die neuen Lebensumstände erleichtern.

Tatsächlich verhilft der neue, entgegen des technischen Standards liebenswert altschulisch über Animatronics-Modelle zum Leben erweckte Mitbewohner Andy zu Anschluss in der Nachbarschaft (die Anklänge an „Stranger Things“ bleiben unverkennbar). Nur führen Chuckys Erfahrungen und Impulse dazu, dass das naive Computergehirn rigide Maßnahmen ergreift, um Andy vor Attacken der Hauskatze, Karens wenig zugänglichem Beziehungspartner Shane (David Lewis, „Man of Steel“) oder eventueller Freundschaften zu „beschützen“.

Dass Andy im Zuge sich mehrender Todesfälle und makabrer Geschenkideen in Verdacht gerät, psychotische Züge zu tragen, liegt am besorgten Polizisten Mike Norris (Brian Tyree Henry, „Widows – Tödliche Witwen“). Doch auch die wie gehabt zweifelnde Erwachsenenwelt muss am Ende erkennen, dass der technische Fortschritt mitunter mehr Grauen als Segen bedeutet. Die gelungene Variation der Grundidee und klassische Slasher-Momente sollten Fans des Formats grundlegend zufriedenstellen. Ob darauf allerdings neuerlich sechs Fortsetzungen folgen müssen, darf ruhigen Gewissens bezweifelt werden.

Wertung: 6.5 out of 10 stars (6,5 / 10)

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