
Das finstere Herz Amerikas beschäftigt Filmemacher seit Generationen. Vor allem in Aufgewühlten Zeiten wie diesen: ein polarisierender, die Nation in selten erlebter Konsequenz spaltender Präsident, dazu eine instabile Welt- und Finanzwirtschaft, die beständig droht, unzählige Menschen in die Armut zu stürzen. Was bleibt ist der Kampf. Für manche metaphorisch, für andere wörtlich. Kriegsveteran Jarhead Earl (Jamie Bell, „Snowpiercer“) zählt zur zweitgenannten Kategorie. Um nicht im maroden System zermalmt zu werden, schmiedet er einen Ausbruchsplan. Dessen Fundament ist zugleich der große Haken: Um der suchtkranken Frau (Dara Tiller, „Burning Kentucky“) und den beiden Kindern ein besseres Leben zu bescheren, tritt er beim „Donnybrook“ an, einem illegalen Bare-Knuckle-Käfigkampf, bei dem es nur einen Sieger geben kann.
Wer die Redneck-Massenschlägerei gewinnt, erhält 100.000 Dollar. Für den streng fokussierten Earl der Wegzeiger in eine Zukunft mit Perspektive. Nur lässt sich das White-Trash-Milieu nicht ohne weiteres abschütteln. Das Antrittsgeld erbeutet er bei einem ohne Maskierung (!) durchgeführten Überfall. Da das Verbrechen folgenlos bleibt, empfiehlt sich Chainsaw Angus (Frank Grillo, „The Purge: Election Year“) als sein gewaltigstes Problem; ein gewissenloser Drogendealer, der wie selbstverständlich über Leichen geht – und seine jüngere Schwester Delia (Margaret Qualley, „Once Upon a Time in Hollywood“) unerbittlich mit in den Abgrund reißt. Um diese Figurenkonstellation kreist Tim Suttons („Dark Night“) Opus in bemüht trostloser dramaturgischer Reduktion. Die desillusionierte, visuell bisweilen symbolisch aufgeladene Independent-Produktion kreiert ein Panoptikum der Hoffnungslosigkeit, das am Ende zwangsläufig nur Verlierer zurücklässt.
„Das einzige, was beim Donnybrook zählt ist, wie man kämpft.“ Halbweisheiten wie diese gibt Earl seinem Sohn mit. Der begleitet ihn, untermalt von schwermütigen Klängen, durch entschleunigte Bilder, die im anhaltenden Kontrast zur beständigen Aufgewühltheit der Figuren stehen. Auf den Fersen ist ihm Angus, der von Dalia angeschossen und vermeintlich tot zurückgelassen wird. Dass sie auf ihrem Trip ins Ungewisse auf Earl trifft und die Gelegenheit ergreift, sich emotional zu öffnen, darf stellvertretend für die vielen Zufälligkeiten angeführt werden, die Sutton erzählerisch ungelenk orchestriert, um die Opponenten letztlich beim Donnybrook aufeinander zu hetzen. Woher Angus‘ tiefer Groll gegen Earl rührt, bleibt unklar. Als ebenso vage entpuppt sich die Beteiligung des trinkfreudigen Polizisten Whalen (James Badge Dale, „The Pacific“), der hinter Angus Leichen aufsammelt und derart abrupt aus der Handlung gerissen wird, dass seine Figur kaum mehr als ein Lückenfüller bleibt.
Was Suttons sleazig angehauchtes, im Detail überflüssig brutales Viertwerk – das Vorspiel der Dalia aufgetragenen Tötung an Randakteur Pat Healy („Cheap Thrills“) etwa wirkt vollständig zweckfremd – vor dem ganzheitlichen Scheitern bewahrt, sind die Darstellerleistungen. Zwar hat Bell den betont bedeutungsschwangeren, im Kern jedoch meist sinnfreien Dialogen wenig entgegenzusetzen, die beinahe überzogen nachtschwarze Präsenz Grillos und insbesondere die nuancierte Performance von Andie-MacDowell-Tochter Qualley bescheren dem Film allerdings ein nennenswertes Gegengewicht. Daneben aber verharrt „Donnybrook“ über weite Strecken in einer nihilistischen Blase, in der die eigene Tragik exploitativ ausgestellt wird. Ein glaubhaft aufwühlender Kommentar zum gegenwärtigen Zustand der USA, wie ihn etwa Terrence Malick in seinem Kinodebüt „Badlands“ (1973) schuf, gelingt hier bestenfalls peripher. Der Blick ins finstere Herz Amerikas allein macht eben längst noch kein überzeugendes Drama.
Wertung: (4,5 / 10)