Eines muss CHEFDENKER (mindestens) zugutegehalten werden: Ihre Albumtitel sind eine Kunstform für sich. Nach „16 Ventile in Gold“ zementierte „Eine von hundert Mikrowellen“ den gesteigerten Absurditätsanspruch. Ironie ist alles, heilig ist nix. Außer Dosenbier natürlich. Aber dessen Durchbruch in den Texten von Front-Perle Claus Lüer stand anno 2005 noch aus. Doch auch ohne „Saufworkouts“ gibt es einiges zu feiern. Das Eröffnungsstück „Kugel durch den Kopf“ etwa, das nahtlos an den Vorgänger anknüpft. Oder an CASANOVAS SCHWULE SEITE. Bei Lüer erscheint irgendwie alles verbunden; manchmal unmittelbar, manchmal seicht angelehnt.
Ergo wird der Deutsch-Punk auch diesmal mit gröligem Gesang, flirrender Rock-Gitarre und melodischer Grundausrichtung interpretiert; und hier zudem bereits ein Stückchen weiter gefasst, wie die rock’n’rollig gefärbten „Nackte Weiber“, das mit Mundharmonika sowie Klavier veredelte „Vielen Dank für Ihre Bewerbungsunterlagen“, „Zu cool für Rock’n’Roll“ und „Über alles wächst Gras“ belegen. Insbesondere der Letztgenannte unterstreicht dabei auch die mitunter erhöhte Hymnenhaftigkeit. Und Spielfreude. Hit-verdächtig wird es auch bei „Immer in Gefahr“, „Mikrowelle“, „Die Welt in 2-3 Minuten“ und „Frag mich ruhig“.
Ihre balladeske Seite erschließen CHEFDENKER mit „Ich lache später“ oder „Wie ein weißer Schimmel“, während „Die Message der Dancefloormusik“ auf elektronische Klänge setzt. Oder scheißt. Irgendwie beides. Fakt ist: Die Band lässt auf „Eine von hundert Mikrowellen“ noch mehr Konventionen hinter sich. Dass nach hinten raus ein wenig die Puste ausgeht, scheint angesichts der (üblichen) Anzahl von 19 Tracks – und erst recht des stattlichen Unterhaltungswerts – leicht verzeihlich. Allerdings muss auch angemerkt werden, dass das kreative Ende der Fahnenstange längst nicht erreicht war. Oder ist. Auch das muss Lüer & Co. unbedingt zugutegehalten werden.
Wertung: (7,5 / 10)