Chefdenker – Coverbands ist die Zukunft (2007, Trash 2001 Records)

„‘Helden sterben jung‘ soll irgendwo auf meinem Grabstein stehen, das waren deine letzten Worte, das stand in deinem Testament. Doch deine Mutter fand das albern, und außerdem auch viel zu teuer, die 20 Cent aus deinem Nachlass reichen nicht für ein Happy End.“ –  ‘Heldentod‘

Es gibt Plattentitel, die erscheinen wie von der beschmierten Zwischenwand einer Herrentoilette abgeschrieben. Bestes Beispiel markiert die dritte CHEFDENKER-Langrille: „Coverbands ist die Zukunft“. Und das, wo doch, wenn überhaupt, der Einband mit seiner Tamburin-schwingenden Freiheitsstatuette futuristisch anmutet. Mit der Plünderung im Schaffen anderer Musiker hat die Scheibe aber erwartbar wenig an der Stachelkappe. Stattdessen setzt es nach dem verträumten Kurz-Intro „D’r Chef kütt“ ausreichend Eigen-Hits. Das kennt man von den Domstättern um Claus Lüer. Und doch markiert die Platte den Beginn einer breiteren musikalischen Öffnung.

Die erschließt sich zwischen charmanten Rinnstein-Hymnen wie „Auf dem Radweg“, die ihre positive Grundeinstellung durch die denkwürdige Textfrohlockung „Wenn alles super ist, dann ist alles voll paletti – Geili geilo lekoschinski voll genial“ ans Revers pinnt, durch stilistische Ausflüge in verschiedene Richtungen: Die Tanzfläche wird mit dem Keyboard-angereicherten „Ü30 Disco“ ins Visier genommen, während „Truckstop“ dem Brummi-Country frönt. In ihrer balladesken Zurückhaltung ist „Angela“ fast unsichtbar, das fantastische „Beim Frisör, im Wilden Westen, im Supermarkt, im Allgemeinen“ durch seine rockige Verspieltheit (und das überraschende soundtechnische Abtauchen samt Walgesängen!) im Gegenzug schier omnipräsent.

Die Stärke von „Coverbands ist die Zukunft“ liegt vorrangig darin begründet, dass die Extravaganzen sorgfältig auf die (natürlich) 19 Songs verteilt werden. Damit wirkt das Album nicht allein abwechslungsreich, sondern in sich auch sehr geschlossen. An mal mehr, mal weniger polternden Knallern wie „Hauptsache der Grill ist an“, „Gott“, „Heldentod“, „Backstagebier“ oder „Das Beste zum Schluss“ besteht trotzdem kein Mangel. Leichte Ausschläge nach unten gibt es zwar auch diesmal zu vermelden (so kann sich der Autor dieser Zeilen partout nicht für „Der Schlangenträger wird’s schon richten“ erwärmen), die Erhabenheit des Gesamtwerks steht dennoch außer Frage – im Jetzt und auch in Zukunft.    

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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