Chefdenker – 16 Ventile in Gold (2003, Trash 2001 Records)

Herz in (oder aus) Gold war vorgestern. Seit 2003 müssen schon 16 Ventile in edelmetallenem Glanze erstrahlen! Aber das kommt davon, wenn man dem Deutsch-Punk mit KNOCHENFABRIK einen stilechten Klassiker spendiert hat („Ameisenstaat“, 1997) und nach der (glücklicherweise nur vorübergehenden) Auflösung das übernächste Prestige-Projekt ins Auge fasst: CHEFDENKER. Denkchef dahinter ist Claus Lüer, der auch mit CASANOVAS SCHWULE SEITE Großartiges schuf („Das Rock’n’Roll Imperium schlägt zurück“, 2002).

Mit CHEFDENKER wurde es noch eine Spur überspitzter – und nach hinten raus rockiger. Dabei etablierte das Debütalbum gleich gefällige Charakteristika, die der Band auch nach mittlerweile zwei Dekaden auf der Bierpocke noch anhaften. Die ausladende Track-Anzahl etwa, die bereits hier die magische Marke von 19 erreicht. Oder die variable Länge der einzelnen Stücke, die sich zwischen 43 Sekunden („Der Spruch auf deinem Anrufbeantworter ist scheiße“) und knapp vier Minuten („Wir wussten nicht was Liebe ist“) bewegen.

Eine Warmlaufphase braucht es nicht. Mit „Wer hat in deine Hose gepisst?“ und „16 Ventile in Gold“ wird gleich auf Knallgas gepocht. Dabei prescht der Punk mit ausgeprägt melodischer Grundierung einher, der beim vergleichsweise zurückgenommenen „Meine Heimat die Erde“ – oder auch „Die Einsamkeit des Dozenten nach der Vorlesung“ und „Der Mann mit dem Hut“ – reichhaltig verspielte Gitarrenausflüge (bei „Sinn des Lebens“ wird gar der Metal gestreift) einpflegt. Klassischen Formeln des Deutsch-Punks entspricht das nicht. Aber das war spätestens nach CASANOVAS SCHWULE SEITE auch nicht zu erwarten.

So boten CHEFDENKER bereits mit ihrem Erstling ausreichend erbaulichen und erbaulich ironischen Rabatz, der auch bei „Ich weiß es besser“, „Facetten der Liebe“, „Frühjahrsputz“ oder „Punkrockkavalier“ nicht mit Hitpotential geizt. Dass dabei nicht jedes Ventil gleichwertig glänzt, mindert den Spaßgehalt dieses goldigen Musikwerks keineswegs.  

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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