Chaver – Transference (2019, Injustice Records)

Hardcore ist Hardcore ist Hardcore? Ja und nein. Fest steht, dass die Sparte musikalischer Aggressionsventile in ihren verschiedenen Ausprägungen bestenfalls bedingt Trends unterworfen bleibt. Trotzdem gibt es Unterschiede, die über bloße stilistische Merkmale hinausreichen. Einer der wesentlichsten ist die Tonalität. Hier stehen sich Optimisten und Pessimisten gegenüber. Oder, wie im Falle von CHAVER, die schmerzhaften Realisten. Das Trio aus Halle und Leipzig benötigt für seine kritisch angelegten Brecher keine Polemik. Es genügt bereits die – zumindest rein textlich – nüchterne Betrachtung dessen, was Volk und Politik dieser Tage umtreibt. Als exemplarisches Beispiel darf „Approval“ bemüht werden, in dem die territoriale Abschottung und der verwerfliche Umgang mit Flüchtlingen thematisiert wird.    

Auf ihrem Debütalbum „Transference“ präsentieren die Jungs bewegungsintensive Dampframmen ohne jeden Zierrat. Mit unbändiger Wucht werden die zehn gern direkt ineinander übergehenden Stücke nach vorn gepeitscht. Roh. Atemlos. Intensiv. Melodien machen sich rar. Auf Gangshouts, für gewöhnlich gefällige Ankerpunkte im tosenden Sturm, wird verzichtet. Neben den wummernden Bassläufen bleibt der unerbittliche Schreigesang das prägendste Moment. Die Gitarre bereitet meist klassisch den Weg, darf bei der kurzen, unbequemen Instrumental-Verschnaufpause „Feckless Life“ oder dem offensiv metallisch angehauchten „Efficiency“ (neben „Disinclined“ eines der unbedingten Highlights) aber klangfarbliche Ausrufezeichen setzen. Nach diesem knackig kurz gehaltenen Ritt steht eines unzweifelhaft fest: Den Namen CHAVER sollte der geneigte Hardcore-Freund unbedingt im zwangsläufig mitnickenden Hinterkopf behalten!

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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