Bullet For My Valentine – Scream Aim Fire (2008, GUN Records/Sony/20-20 Entertainment)

Am Anfang ging alles relativ fix bei BULLET FOR MY VALENTINE. Erst eine EP, danach direkt das Major-Debüt bei Sony – besser kann der Karrierestart nicht laufen. Doch was im Fußball das schwierige zweite Jahr für einen Aufsteiger ist, ist im Musikbusiness die zweite Platte, die über Eintagsfliege oder längere Karriere entscheidet. Soviel kann vorweg genommen werden: BULLET FOR MY VALENTINE spielen weiterhin erstklassig.

Stilistisch hat sich seit „The Poison“ nicht viel getan, der Stil der Band variiert eher in Nuancen. Um es in der Bravo-Sprache zu sagen: polternde Drums, treibende Gitarren und stampfende Bässe sind auch bei „Scream Aim Fire“ an der Tagesordnung. Allerdings fällt das Album härter aus als sein Vorgänger, was durchaus als Pluspunkt für die Waliser zu werten ist. Dadurch sinkt die Hitdichte im Gegensatz zum glätteren Erstling, die Songs sind weniger aufdringlich wie beispielsweise „Tears Don´t Fall“ oder „Hand Of Blood“. Im Ergebnis wird die Langlebigkeit des Albums hierdurch aber nur gefördert.

Vielleicht hat man als erste Auskopplung auch deswegen den Titeltrack gewählt, anstatt mit „Hearts Burst Into Fire“ oder „Waking the Deamons“ einen sicheren Treffer zu landen. Auf Nummer Sicher ist „Scream Aim Fire“ jedenfalls nicht konzipiert, eher wendet man sich dem traditionellen Metal zu. So fühlt man sich mitunter an METALLICA erinnert, zumal sich Frontmann Matt Tuck zeitweise verdächtig nach James Hetfield anhört. Grundsätzlich nichts Verwerfliches und auch nur dezent im Ansatz, aber wenn Songs wie die einzige Ballade „Say Goodnight“ (wer kennt schon einen Song namens „One“???) öfter vorkommen, sollte die Band das ein oder andere Gerichtsverfahren in ihre Planungen aufnehmen.

Im Großen und Ganzen haben BULLET FOR MY VALENTINE jedoch ihren eigenen Stil kreiert, denn die Waliser erkennt man schon an den Anfangsakkorden. Und wer kann das bei einem Zweitwerk schon vorweisen? Was geblieben ist, ist der unglaubliche Druck der Produktion. „Scream Aim Fire“ ist eine Herausforderung für jedes Sound-System und ersetzt im Zweifel den Herzschrittmacher. Wem der Sound der Waliser bisher zu sauber war, der wird sich auch vom Zweitwerk nicht überzeugen lassen. Und auch der Wechsel zwischen Shouts, aggressiven Strophen und glasklaren Refrains ist geblieben, ebenso wie die melodischen Gitarrenlicks, die den Einfluss von IRON MAIDEN weiterhin aufzeigen.

Zusammengefasst heißt das, dass sich BULLET FOR MY VALENTINE ihrer grundsätzlichen Ausrichtung treu geblieben sind, eine Weiterentwicklung jedoch alles andere als scheuen. Genau das sind die richtigen Vorgaben für ein erstklassiges Zweitwerk, das den kommerziellen Erfolg von „The Poison“ nicht kopiert, sondern schon auf eigenen Füßen laufen kann.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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