Truth Grip – Reality Curse (2023, DIY)

Die grundlegende These ist die ewig selbe: Bei Hardcore und Punk geht es nicht um Innovation, sondern darum, von der eigenwillig verketteten Inspirations- und Interpretationsspanne dieser oder jener Band gepackt zu werden. Mindestens. Dabei hilft, wie das schier mustergültige Beispiel von TRUTH GRIP und ihrer selbstverlegten Debüt-EP „Reality Curse“ unterstreicht, ein ausgeprägtes Level der Energieausschüttung. Denn die fünf Tracks ballern von Sekunde eins an so erfrischend zügellos aus den Boxen, dass es schwerfällt, in ansteckender Bewegungsfreude nicht wie ein Derwisch durchs Interieur zu fegen.

Die musikalische Basis der ehemals bei BORN AS LIONS und SHATTERED LIONS aktiven Hessen bilden Hardcore und Metal – gern fusioniert, als atmosphärischer Treiber aber auch nebeneinander bedient. Den klassischen Metal-Hardcore-Hunger stillt am ehesten noch „Reckoning“, wobei auch der standesgemäße Breakdown-Part nicht zu kurz kommt. Allerdings ist das nur eine Facette des – gerade gemessen am Status des Erstlings – überraschend vielschichtigen Sounds, der sich vereinzelt auch punkiger Rhythmen bedient (siehe „Shots Fired“) und das Tempo überhaupt sehr variabel anlegt.

Die Abwechslung wird, neben der eindrucksvollen Gitarrenfraktion, vorrangig durch die teils zweistimmigen Shouts unterfangen, die sich bei „Fiction“ gar zum quasi-klaren Refrain aufschwingen. Neben der Lautstärke stimmen dabei auch die kritischen Texte; der Titel „Reality Curse“ kommt eben nicht von ungefähr. So drücken TRUTH GRIP dem Metal-influenzierten Hardcore ihren eigenen Stempel auf und packen mit Power, Wut und Leidenschaft. Mindestens. Wer’s mit hartkerniger Musik hält, sollte die Jungs definitiv auf dem Schirm behalten.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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