07.03.2008 – The Dillinger Escape Plan / Poison the Well / Stolen Babies – Berlin, Kato

Seit langem versprach keine Tour solch ein Knüllerpotential wie die von THE DILLINGER ESCAPE PLAN. Denn mit POISON THE WELL konnte nicht irgendein, sondern einer der aufregendsten Vertreter des modernen Hardcore als Vorgruppe gewonnen werden. Und als wenn das nicht bereits ausreichend Platz zum Staunen beansprucht hätte, komplettierten die extravaganten STOLEN BABIES das erlesene Paket. Bei solcher Kompetenzbündelung konnte doch eigentlich nichts mehr schiefgehen. Oder doch?

Wie so häufig entsprach das Ergebnis nicht der Erwartung, woran der einmal mehr unbefriedigende Sound des Berliner Kato nicht unerheblichen Anteil nahm. Bei den STOLEN BABIES und ihrem progressiven Mix zwischen Rock, Dark-Wave und Folklore war die Welt noch in Ordnung. Der Sound präsentierte sich nicht optimal, ließ die auditive Exzentrik aber nicht weniger einnehmend aus den Boxen schallen, als es bei ihrem beachtlichen Album „There Be Squabbles Ahead“ der Fall ist. Auch die stark variable Stimme der hinter fahler Harlekinmaskerade verborgenen Frontfrau meisterte alle technischen Schwierigkeiten ohne Abstriche.

Das Blatt wendete sich bereits mit POISON THE WELL. Ihr jüngstes Album „Versions“ ist ein Musterstück krachschlagend komplexen Post-Hardcores, Stücke wie das mit einem starken Videoclip umspielten „Letter Thing“ wurden zu kraftstrotzenden Höhepunkten des musikalischen Jahres 2007. Doch gerade diese unbändige Energie ließ der Fünfer aus Miami auf der Bühne vermissen. Nicht wenige Songs klangen dumpf, wie eine übersteuert abgespielte CD. Und obwohl sich die Jungs mächtig ins Zeug legten, so erreichten sie doch nicht die eigentlich von ihnen ausgehende Qualität.

Bei THE DILLINGER ESCAPE PLAN war der Effekt ähnlich, wenn der Sound ihres kunstvoll verschachtelten Hardcores auch druckvoller und klarer daherkam. Der restlos ausverkaufte Club schien – zumindest im Konzertraum – aus allen Nähten zu platzen, was sich in der unübersichtlichen Enge spürbar auf die Atmosphäre auswirkte. Der Streik der Berliner Verkehrsbetriebe hielt die Massen (glücklicherweise) nicht davon ab, ihren Weg nach Kreuzberg zu finden. Die Band dankte es mit starkem Einsatz und gutem Set, wobei ihr brillantes letztes Album „Ire Works“ gebührend bedacht wurde. Wirklich aus den Socken riss der Abend in seiner Gesamtheit jedoch nicht. Vielleicht ja beim nächsten Mal.

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