Buffalo Boys (IND/SGP 2018)

Cowboys sind Schnee von gestern. Heute schlägt die Stunde der „Buffalo Boys“. Die Ähnlichkeit kommt nicht von ungefähr. Schließlich dient der Wilde Westen im aufwendig gestalteten indonesischen Historien-Epos als Blaupause für Figuren und Inszenierung. Verändert wurden lediglich die Reittiere. Denn wo keine Pferde aufzutreiben sind, da müssen eben Wasserbüffel genügen. Auf ihnen reiten die Brüder Jamar (Ario Bayu, „Java Heat“) und Suwo (Yoshi Sudarso, „Power Rangers Dino Charge“) schwer bewaffnet einem Showdown entgegen, der in seiner comichaften Überzeichnung schwerlich zum mitunter ernsten Anstrich des Vorlaufs passt.

Dass Mike Wiluans Regiedebüt zwar als Oscar-Anwärter eingereicht, letztlich aber bei den Nominierungen übergangen wurde, überrascht angesichts des bunten, oft wenig kohärenten Erzähl- und Stilmix kaum. Dafür schafft Wiluan, der als Produzent an Genre-Filmen wie „Macabre“ (2009), „Headshot“ (2016) und „The Night Comes for Us“ (2018) beteiligt war, ein nicht zwingend kluges, dafür aber in Summe schwer unterhaltsames Potpourri, bei dem reale Hintergründe auf eine fiktive Story treffen. Den Rahmen bildet dabei die Besatzung Indonesiens durch die Niederlande, die erst im Zweiten Weltkrieg, nach fast 350 Jahren zu Ende ging.   

Wiluan blickt ins Jahr 1860 und lässt Jamar und Suwo samt ihrem Onkel Arana (Tio Pakusadewo, „The Raid 2“) von Kalifornien nach Java reisen. Das Exil der Männer resultiert aus der Jahrzehnte zurückliegenden Ermordung des Vaters, eines Sultans, durch den niederländischen Gouverneur Van Trach (spielfreudig sardonisch: Reinout Bussemaker, „Meeting Rembrandt“). Die unerkannte Einreise dient einem simplen Ziel: der Ermordung des Despoten. Durch das Schicksal der Schwestern Kiona (Pevita Pearce, „May the Devil Take You“) und Sri (Mikha Tambayong, „13: The Haunted“), in deren Dorf die Assassinen Unterschlupf finden, müssen sie jedoch erkennen, dass der Kampf gegen die Kolonialisten über persönliche Rachegelüste weit hinaus reicht.

Mit einer reichhaltigen Portion Pathos, spritzendem CGI-Blut, Anflügen kruden Humors und einer konventionellen Dramaturgie schlingert „Buffalo Boys“ zwischen Western und Eastern, Action und Drama hin und her. Der dosierte wie stilisierte Einsatz von Colt, Klinge oder Handkante greift zwar über das bloße Blockbuster-Spektakel hinaus, nur kann die flache Geschichte ihr gefällig triviales Fundament nie überwinden. Dazu trägt unter anderem bei, dass Jamar und Suwo durch unbedachte Aktionen nur allzu leicht ins Visier Van Trachs geraten, in jeder noch so gefahrvollen Lage aber stets Zeit zum emotionalen Innehalten finden. Angesichts derartiger Flachheiten wäre mehr der realitätsfernen Rasanz des Showdowns durchaus willkommen gewesen.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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