„Viele Kinderaugen fragen / Es ist kalt an Novembertagen / Im Zug Laternen durch den Nebel gleiten / Und ganz da vorne sehe ich ihn reiten / Bleib‘ ich stehen mir wird klar / Wer ich selber einmal war…“ – ´Laternenlied´
Die Ankündigung einer neuen BOXHAMSTERS-Platte mag für den überwiegenden Teil der deutschen Bevölkerung keinerlei Beweggrund markieren, in Freudentaumel zu verfallen. Das Gießener Quartett ist schlicht zu eigenwillig – und das selbst für den zeitgemäßen Punk-Duktus. Zudem muss eine Band wie diese auch nicht mit jedem neuen Jahr eine frische Scheibe in die Plattenläden husten oder in allabendlicher Artigkeit durch die Clublandschaft tingeln, um eine beständige Fangemeinde zu bedienen. Kurzum: Die BOXHAMSTERS sind kein musikalischer Zusammenschluss für die breite Masse. Daran ändert auch das neue Album, „Demut & Elite“, nichts.
Freunde der Indie-Veteranen dürfen sich trotzdem freuen, denn auch Langspieler #7 reiht sich nahtlos in das kreative Oeuvre der Band ein. Dabei wird sich „Demut & Elite“ dem Vergleich mit Veröffentlichungen älteren Datums der BOXHAMSTERS verschließen, schließlich geht die Blickrichtung auch vier Jahre nach Entfesselung der „Saugschmerle“ einzig nach vorn. So reihen sich hochkarätige Klangkompositionen aneinander, bei denen die obligatorischen bittersüßen Liebesballaden in Einklang mit den musikalischen Wurzeln des Punk gesetzt werden. Der Zeigefinger wird dabei nie erhoben, Gesellschaftskritik stets in das Mäntelchen der Subtilität gekleidet. Damit begeistern die hintergründigen Texte der BOXHAMSTERS auch auf „Demut & Elite“ vollends.
Wenn mit „Dien Bien Phu“ einer der größten Ohrwürmer in der mehr als 15 Jahre umfassenden Bandhistorie intoniert wird oder der Vierer mit „Winnetou IV“ quasi im Vorübergehen den begnadetsten Politsong der letzten Jahre einstreut, erhebt sich die Klasse der BOXHAMSTERS einmal mehr weit über den gewohnten Maßstab deutschsprachiger Musik. Wie gesagt, die Tauglichkeit von „Demut & Elite“ für die breite Masse darf im Antlitz traumhaft-melancholischer neunminüter und nicht zuletzt aufgrund der individualistischen Schräglage des Tieftongesangs angezweifelt werden. Trotz alledem gilt es, die BOXHAMSTERS für sich zu entdecken! Wenn nicht jetzt, wann dann?
Wertung: (8 / 10)