„Ein letzter Punk-Rock-Song muss sein. Wir waren lang genug dabei.“ – `Der 3. Ton`
Die BOXHAMSTERS sind älter geworden. Logisch, ihr Debüt „Wir Kinder aus Bullerbü“ geht schließlich auf das Jahr 1988 zurück. Seitdem wurden nicht bloß (nahezu) zwei Dekaden überwunden, sondern auch sechs weitere Platten sowie zwei Kompilationen veröffentlicht. Der neueste Streich der Gießener, „Brut Imperial“ überschrieben, sagt sich von der originären Ausrichtung los. Und das noch konsequenter als der Vorgänger „Demut & Elite“.
Poetisch geht es zu, natürlich melancholisch unterfüttert und mit eloquenter Verspieltheit. Phasenweise werden Erinnerungen an die späten, die experimentellen Tage von …BUT ALIVE wach. Eine gewisse, dem Post-Punk entliehene Sperrigkeit bedienen sie seit jeher. Die Verweigerungshaltung gegenüber konventionell punkiger Eingängigkeit trug jedoch nie solch kunstvoll arrangierte Früchte wie hier. Auch Sänger Martin Coburger schlägt vornehmlich leise Töne an und verfällt beim in exemplarischer Elegie badenden Opener „1982“ gar in plauderhaften Sprechgesang.
Auf Anhieb zündet „Brut Imperial“ nicht. Aber das Album wächst, mit dem Banjo in „Schluchtenflitzer“, dem Country-Charme des Duetts in „Flöz und Pökel“, dem Ausbruch in „Lochfrass“. Instrumental das bislang spannendste, was es aus dem Hause BOXHAMSTERS auf die Ohren gab, fehlt es dem überlegten Spätwerk nicht an großen Momenten. Höchstens an der früheren Hitdichte. Aber die wäre mit der bewusst schleppenden Zurückhaltung wohl auch nur schwer vereinbar gewesen.
Wertung: (7,5 / 10)