Blutgletscher (A 2013)

blutgletscherIn den Bergen lauert das Grauen. In seinem Heimat-Gruselfilm „Blutgletscher“ verknüpft Regisseur und Co-Autor Marvin Kren („Rammbock“) mit einigem Geschick Tier-Horror, Öko-Thriller und Creature Feature. Dass er dabei nicht vollends um Klischees amerikanischer Prägung herumkommt, ist angesichts der spürbaren Ambition und insbesondere der handgemachten Effekte verzeihlich. Die Schattenseite allerdings ist das nicht komplett ausgeschöpfte Potenzial. Als Beitrag aus dem deutschsprachigen Raum ist das Resultat aber nicht bloß amtlich, sondern im Vergleich zum ständig aus den USA ins Verleih- und Verkaufsgeschäft triefenden Genre-Rotz auch erfreulich hochwertig geraten.

In den österreichischen Alpen untersucht ein Forschertrio die rapide Gletscherschmelze. Unterstützung leistet der bärbeißige Techniker Janek (Gerhard Liebmann, „Lourdes“), der sich mit seinem Hund in die Einsamkeit der Berge zurückgezogen hat. Als er ein defektes Klimamessgerät ausfindig machen soll, entdeckt er eine seltsame rote Flüssigkeit, die aus einem der Bergkämme fließt. Die entpuppt sich bei näherer Untersuchung als Mikroorganismus, der bei körperlicher Aufnahme die DNA aller im Magen auffindbaren Lebewesen vermischt. Das Ergebnis sind groteske Tier-Mutationen, die bald auch für das Wissenschafts-Team zur ernsten Gefahr werden.

Wie es Zufall und Drehbuch so wollen, hat sich Ministerin Bodicek (Krens Mutter Brigitte, „Eine offene Rechnung“) für einen PR-Termin angekündigt. Mit robustem Alm-Öhi, Janeks Ex-Frau Tanja (Edita Malovcic, „Der Knochenmann“) und weiterem Gefolge macht sie sich auf den Weg zur Forschungsstation. Und weil die Warnversuche Janeks bei den nach Prestige strebenden Wissenschaftlern auf wenig Verständnis stoßen, wird die Bedrohung herunterdiskutiert. Ihr blaues Wunder dürfen alle beteiligten erleben, als Insekten-Greifvögel und anderes genetisch wüst vermischte Untier den verbissenen Überlebenskampf einläuten und die Überlebenden zur Hüttenverschanzung drängen.

Mit Anleihen bei den stilprägenden Klassikern „Alien“ und „Das Ding aus einer anderen Welt“ – sowie den Klimawandel als Ursprung modernen Horrors auslotende Werke wie „Frozen“ – schafft Kren eine beständige Atmosphäre. Die visuelle Kühle ist der Witterung angepasst und die CGI-freien Glibbereffekte lassen Fanherzen höher schlagen. Den positiven Impulsen zum Trotz wird das Potenzial aber nicht vollends ausgeschöpft. Im Gegensatz zur erfreulich handfesten Ministerin wirkt das Forschertrio klischeehaft flach, manche Dialoge zudem arg gestelzt. Spannend bleibt es dennoch, auch weil der Mensch schlussendlich in die Neuschöpfungen integriert wird. Ob der final präsentierte „Möter“ aber ein Entwurf für die Zukunft ist, bleibt allein der Imagination des Zuschauers überlassen.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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