Shark Kill (USA 1976)

Ein Film, ein Kuriosum: Die rare TV-Produktion „Shark Kill“ wäre vermutlich vollends in Vergessenheit geraten, wäre sie nicht die erste gewesen, die nach dem Welterfolg von „Der weiße Hai“ (1975) auf den Epigonenzug aufsprang. Nur ist in William A. Grahams (für „Rückkehr zur Blauen Lagune“ mit zwei Nominierungen der Goldenen Himbeere bedacht) Film eben alles deutlich kleiner dimensioniert. So stammt der Hai allein aus dem Doku-Archiv. Von einer schlüssigen Interaktion zwischen Mensch und Tier zum spannungserzeugenden Zweck kann daher keine Rede sein. Hinzu kommt, dass die allgemeine Gefahr bevorzugt zerredet wird. Das gestaltet die Suche nach Ankerpunkten schwierig. Wer sich trotzdem darauf einlassen kann, wird mit vereinzelt markanten, wenn auch nicht zwingend qualitätssteigernden Aspekten belohnt.

Zu diesen zählt, neben David Huddleston („The Big Lebowski“) als kauziger Seebär Bearde, die Vorwegnahme des reduzierten Survival-Thrillers „Open Water“ (2003) – und das homoerotisch angehauchte Verhältnis der beiden männlichen Hauptfiguren. Die, namentlich Rick Dayner (Phillip Clark, „Todesschreie“) und Cabo Mendoza (Richard Yniguez, „The Dirty Dozen: The Fatal Misson“), werden durch einen Haiangriff zusammengeführt: Bei Wartungsarbeiten an einer Bohrinsel vor der US-Küste locken Taucher einen weißen Hai an. Der von der zugehörigen Ölunternehmung angestellte Meeresbiologe Rick sendet eine Warnung aus, die aber ungehört verhallt. Also kündigt er. Als der Raubfisch einen Taucher tötet und einen weiteren schwer verletzt, zeigt sich, dass Ricks Sorge berechtigt war.

Der Überlebende der Attacke, Cabos Bruder, verliert beim Angriff ein Bein. Und da eine Belohnung von 20.000 Dollar darauf ausgesetzt wird, den Hai zur Strecke zu bringen, drängt sich eine Kollaboration von Rick und Cabo regelrecht auf. Oder doch nicht? Denn eine zügige Abhandlung der Geschichte kann dem Skript von „The Amityville Horror“-Autor Sandor Stern trotz geringer Laufzeit kaum attestiert werden. Zeit schinden etwa die Dialoge zwischen Rick und Künstler-Freundin Carolyn (Jennifer Warren, „Schlappschuss“). Feuriger erscheint im Vergleich die Beziehung von Cabo und Bonnie (Elizabeth Gill, „Space Killers“). Immerhin wettet sie bei Straßenschlägereien Geld auf ihn. Ins selbe Boot – nämlich das von Bearde, der 500 Dollar Miete für den alten Kahn mit Namen „Candy Bar“ verlangt – steigen Rick und Cabo aber erst nach widerwilliger Paktierung.

Im Anschluss wird „Shark Kill“ besser. Zumindest ein bisschen. Während die meisten Freizeitjäger – hier grüßt „Der weiße Hai“ recht offenkundig – nah an der Küste bleiben, zieht es das dynamische Duo aufs offene Meer, wo sie das Beutetier mit Schallwellen anlocken. Bei Einbruch der Dämmerung streikt der Motor und als ihr Gefährt im aufziehenden Nebel von einem größeren Boot versenkt wird, treiben Rick und Cabo ungeschützt im Wasser. Dass alsbald der Hai auftaucht, klingt nach (deutlich) mehr Nervenkitzel, als der Streifen letztlich bietet. Oder besser: zu bieten vermag. Der Score von George Romanis („Maneater“) pocht auf Spannung, wo keine ist und das Ende probt im Eiltempo die bereinigende Konfrontation zwischen den Schiffbrüchigen und ihrem animalischen Widersacher. Schlecht ist bei „Shark Kill“ sicher nicht alles, doch lohnt sich die Suche einzig für beinharte Tier-Horror-Komplettisten.    

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

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