Blood Diamond (USA 2006)

blood-diamondIm vergangenen Jahr war Leonardo DiCaprio wieder mal so richtig dicke im Geschäft, erst in Scorseses Oscar-prämiertem Werk „Departed“, dann in Edward Zwicks Action-Drama „Blood Diamond“, wofür er direkt eine Nominierung des kleinen Goldjungen erhielt. Einige Befürchtungen angesichts des Namens Edward Zwick („Mut zur Wahrheit“, „Legenden der Leidenschaft“) blieben dennoch, denn wenn es um pathetische und mitunter leicht überzogene Inszenierungen geht, dann ist Zwick weit vorn mit dabei. Bei seinem neuen Film hält er sich allerdings erfreulicherweise etwas zurück, stattdessen wird der alltägliche Wahnsinn auf dem schwarzen Kontinent in schonungsloser Härte gezeigt.

In Sierra Leone tobt ein erbitterter Bürgerkrieg, bei dem vor allem die Bevölkerung in Mitleidenschaft gezogen wird und den mordenden Horden schutzlos ausgeliefert ist. Auch der Fischer Solomon (Djimon Hounsou) mitsamt seiner Familie muss sich der Tyrannei beugen, als Rebellen sein Dorf niedermetzeln und nur einige wenige zur Arbeit auf die Diamantenfelder verschleppen, mit denen der Krieg finanziert wird. Solomon ist einer davon, der allerdings von seiner restlichen Familie getrennt wird, die dem Gemetzel vorher entkommen konnte. Solomon stößt schnell auf einen großen Diamanten, der schnell zur Zielscheibe etlicher Parteien wird. Vor allem der Ex-Söldner und Schmuggler Danny Archer (Leonoardo DiCaprio) hat es auf den Stein abgesehen, da dieser sich von einer Schuld freikaufen muss. Gemeinsam mit Solomon und der Journalistin Maddy (Jennifer Connelly) macht sich Archer quer durch Sierra Leone, um zum einen den Stein, auf der anderen Seite aber auch die Familie von Solomon zu finden.

Wie gehabt setzt Edward Zwick auf chaotische Zustände, in denen sich seine Protagonisten bewegen. Ob nun der amerikanische Bürgerkrieg, Irak-Krieg oder zuletzt beim aussichtslosen Kampf der Samurai gegen den westlichen Fortschritt, Zwick bedient sich abermals der „Schlachtfelder“ dieser Welt. Allerdings werden seine Helden hier anders geboren als in früheren Werken, in denen deren Wandlung mitunter etwas unausgegoren und übertrieben wirkte. Zwar ist auch Zwicks Hauptprotagonist Archer eine zwiespältige Figur, nicht frei von Schuld und Sühne, doch wirkt er während des über zwei Stunden andauernden Films glaubwürdiger und weniger aufgesetzt als bspw. Tom Cruise in „Last Samurai“.

Die Thematik von „Blood Diamond“ ist durchweg aktuell, schließlich tobt im Grunde seit Jahrzehnten ein Bürgerkrieg nach dem anderen in Afrika, bei dem vor allem die Zivilbevölkerung leidet. Gerade dies zeigt Zwick teilweise in drastischen und schonungslosen Szenen, in denen Frauen und Kinder einfach niedergemacht werden und der Blutgehalt deutlich höher ist als bei seinen Vorgängerfilmen. Dass „Blood Diamond“ jedoch nicht zur bloßen Schlachtplatte verkommt, dafür sorgen u.a. seine überzeugenden Darsteller. DiCaprio hätte zwar nicht mit einem Goldjungen gesegnet werden dürfen, doch agiert er wie gewohnt souverän, er vermag seiner Figur Tiefe zu verleihen. Dass dazu auch Djimon Hounsou („Gladiator“, „Amistad“) fähig ist, zeigt er hier genauso wie in vielen anderen seiner Filme. Die Hilflosigkeit und der unbedingte Wille seine Familie zu finden und zu retten, stehen ihm zu jeder Sekunde ins Gesicht geschrieben. Jennifer Connelly („Dark Water“, „Pollock“) hinkt ihren beiden männlichen Kollegen etwas hinterher, verkommt aber dennoch nicht zur bloßen gutaussehenden Staffage.

„Blood Diamond“ ist vielleicht Zwicks gelungenster Film bis dato, da er diesmal die Balance zwischen Emotion, Unterhaltung, Action und vor allem Message am besten trifft. Eindringliche, teils erschütternde Bilder paaren sich mit zahlreichen Actionsequenzen, die jedoch nie als Mittel zum Zweck eingesetzt werden. Im Endeffekt aber zählt dennoch das Thema rund um den Film, auch hier legt Zwick ruhig mal den Finger in die offene Wunde, ohne dass er den Blick für das Wesentliche verliert und zu sehr den mahnenden Zeigefinger hebt. Somit ist „Blood Diamond“ für eine derartige Hollywood-Produktion außerordentlich gut zwischen Anspruch und Unterhaltung ausbalanciert.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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