Kurz bevor die 90er begannen und sich vor allem auch in Hollywood einiges veränderte, schaffte ein junger Afroamerikaner das, was vor ihm lediglich Sidney Poitier vorbehalten war. Denzel Washington erhielt – nachdem er zwei Jahre zuvor bereits als bester Nebendarsteller für „Cry Freedom“ nominiert war – sowohl den Oscar, als auch den Golden Globe für seine Darstellung des ehemaligen Sklaven in Soldatenuniform. Für Regisseur Edward Zwick war das Bürgerkriegsdrama „Glory“ ebenfalls nicht unbedeutend, seine größten Erfolge konnte er mit ähnlichen geschichtsträchtigen Epen wie „Legenden der Leidenschaft“ und „The Last Samurai“ feiern.
Inmitten des amerikanischen Bürgerkrieges wird der junge Col. Robert Gould Shaw (Matthew Broderick) mit einer Sonderaufgabe beauftragt. Nachdem er selbst auf dem Schlachtfeld verwundet wurde, soll er nach seiner Genesung das erste nur aus Schwarzen bestehende Regiment ausbilden und in den Kampf führen. Um ihn herum raten Familie und Freunde dem Mann aus gutem Hause ab, doch er stellt sich gemeinsam mit seinem Freund Maj. Cabot Forbes (Cary Elwes) der Aufgabe. Seine Männer bestehen vor allem aus Sklaven, die sich bereitwillig zum Dienst melden, um in den Krieg gegen die Unterdrücker aus dem Süden zu ziehen. Zu seinen Männern gehören unter anderem der ruhige wie abgeklärt erscheinende John Rawlins (Morgan Freeman) sowie der aufmüpfige Tip (Denzel Washington). Der Einheit von Shaw schlägt von Anfang an Ablehnung entgegen, was sich auch trotz exzellenter Ergebnisse während der Ausbildung nicht ändert. Als sich die Einheit dann doch im Kampf beweist, werden sie mit ihrem zweiten Einsatz direkt auf eine schier unmögliche Mission geschickt.
„Glory“ basiert auf wahren Begebenheiten, denn das hier gezeigte 54. Regiment hat es wirklich während des Bürgerkrieges gegeben. Regisseur Edward Zwick nahm sich dem Thema dankbar an, verstand er es doch schon immer mit Pathos an solche Stoffe heranzugehen. „Glory“ jedoch ist an vielen Stellen ein wenig zu pathetisch geraten, so wie man jedoch Zwick auch in anderen Werken erlebt hat. Er gönnt sich das melodramatische, stilisiert seine Figuren zu Helden, um sie im nächsten Augenblick unweigerlich im Pathos verrecken zu lassen. Die Schwierigkeiten, mit denen sich das zusammengewürfelte Regiment herumplagen muss, könnten alltäglicher nicht sein. Ob Süd- oder Nordstaaten, ernst nimmt die aufrechten Kämpfer keine der beiden Seiten. Ob es nun die schlechte Ausrüstung ist oder einfach nur alltäglicher Hass und Ablehnung, erst durch den Einsatz von Matthew Broderick und Mut im Kampf kann sich die Truppe Respekt und Ansehen erarbeiten. „Glory“ bietet einige Momente, den damaligen Alltag auch auf die heutige Zeit zu beziehen, geändert hat sich in vielen Punkten scheinbar wenig.
Die Stärke des Films liegt aber nicht unbedingt im inszenatorischen Geschick von Zwick, der pausenlos auf die Gefühlstaste drückt, sondern bei den Darstellern. Allen voran Denzel Washington („Der Knochenjäger“, „Malcolm X“) als junger Sklave ohne echte Perspektive sticht aus dem glaubwürdigen Ensemble heraus. Morgan Freeman („Sieben“, „Die Verurteilten“) ist seit jeher eine Bank und scheint in den letzten anderthalb Dekaden kaum gealtert zu sein. Er mimt in seiner gewohnt ruhigen aber stets souveränen Art den Gegenpol zum lebendigeren Washington. Matthew Broderick („Ferris macht blau“, „Godzilla“) müht sich redlich, wirkt in seiner Darstellung aber dennoch manchmal unbeholfen und zu jung. Seine Wandlung zum aufrechten Führer des Regimentes kommt zu schnell, Cary Elwes („Saw“, „Denn zum Küssen sind sie da“) wirkt in seinem Auftreten glaubwürdiger. „Glory“ ist ein ordentliches Kriegsdrama, bei dem jedoch weniger ausufernde Schlachtszenen im Vordergrund stehen, als vielmehr der Rassismus. Überzeugend gespielt, solide inszeniert, doch stellenweise zu lang und ein wenig zu sehr auf Pathos getrimmt.
Wertung: (6,5 / 10)