Tiefton-Rock zieht immer. Zumindest bei Menschen, deren (alternative) musikalische Prägungsphase in den 1990ern (oder davor) stattfand. Der grundlegende Sympathiefaktor ist bis heute geblieben. Er verleitet noch immer eine stattliche Zahl Kreativschaffender dazu, sich dem im Kern trotzigen Zweig des Rocks zu widmen und ihn, individuell veredelt, in die Moderne zu transferieren. Ein weiteres ansprechendes Beispiel liefern BARRELS aus Hamburg, deren selbstbetitelte EP keineswegs von Eile getrieben ist, um die fünf Stücke über die Hörerschaft zu bringen.
Der zeitliche Invest von fast einer halben Stunde mag, gemessen an der Menge enthaltener Tracks, dezent ausufernd erscheinen. Doch lohnt er bereits aufgrund der bodenständigen Herangehensweise des Vierers. Denn BARRELS wollen rocken. Nicht mehr, nicht weniger. Dass die Strukturen der bis auf sieben Minuten (siehe „Lights Off“) gestreckten, partiell mit Indie und Noise kokettierenden Songs instrumentale Ausschweifung begünstigen, scheint erwartbar. Nur wirken mal rhythmisch stampfende, mal melodisch verspielt ausstaffierte Songs wie „Crossed Arms“, „The Whisperings Within“ oder das punktiert punkig angehauchte „Read After Burning“ nie ausgestellt komplex oder gar verkopft.
Dass Sänger/Gitarrist Frederic Klemm mit seinem Label Arctic Rodeo Recordings seit Jahren auf hochkarätigen Alternative geeicht ist, macht die Veröffentlichung der EP über die ambitionierte Sparten-Schmiede praktisch unumgänglich. Dabei sollte nicht verwundern, dass das Mixing vom prägenden Genre-Gestalter J. Robbins (JAWBREAKER) in seinem Studio in Baltimore vorgenommen wurde. Der Sound jedenfalls kracht mit entsprechendem Nachhall. Und dass auch textlich klare Haltung regiert, wie u. a. das eröffnende „Wrong Wings“ zeigt, macht BARRELS nur umso liebenswerter. Mehr als verzeihlich erscheint da, dass sich ungeachtet des konstant hohen Niveaus keine ganz großen Momente ergeben.
Wertung: (7 / 10)