Corona beflügelt. Nicht allein die Fantasie von Verschwörungstheoretikern, die glauben, die Weltordnung würde von Echsenmenschen determiniert, sondern auch von Zeitgenossen mutmaßlich klaren Verstands. Einer davon ist Werner, ein umtriebiger DIY-Verfechter aus Hannover, dem das Korsett der Pop-Punk-Combo RUN, MELOS! seit geraumer Zeit ein wenig zu eng erscheint. Das führte zunächst zum Emo-Nebenprojekt WORST KID EVER und mündete, während des Lockdowns im Frühjahr, in den Solo-Ausflug ATLANTIC EMPIRE.
Allein zu Haus tüftelte Werner mit Gitarre und Computer vier Instrumental-Tracks aus, die unter dem Titel „Everything Wrong With Me Is Your Fault“ zusammengefasst werden. Statt dem Jungen mit seiner Klampfe also der Schein des Bandverbunds. Und Rock zwischen Indie und Post. Dank der modernen Technik – und natürlich dem Einfallsreichtum seines Urhebers – klingt das Ergebnis wiederum erfreulich hochwertig. Die in ihren Titeln gewohntermaßen mit popkulturellen Verweisen versehenen Nummern verströmen neben melodischer Vielfalt die erforderliche Tiefe, um die Aufmerksamkeit auch ohne Gesang konstant an die gebotenen Klangwelten zu knüpfen.
Der Startschuss „Wytai“ punktet mit Druck, Dynamik und flirrenden Gitarrenparts. „Degrassé“ beschreitet im Anschluss seichtere Pfade, wagt in der Folge aber auch weniger bequeme Abstecher, die den sonnigen Einstieg gelungen kontrastieren. „Énouement“ setzt neuerlich auf weitschweifigen Gitarreneinsatz, der die erwähnten Stilrichtungen im weiteren Verlauf gekonnt zusammenbringt. Der Abschluss „Fitzcarraldo“ gibt sich hingegen poppig verspielt und in Summe leichter zugänglich, was der gelungenen Debüt-EP weitere Vielseitigkeitspunkte beschert. Die Krise hat eben auch ihre lichten Seiten.
Zum Download freigegeben ist das Wirken von ATLANTIC EMPIRE via Bandcamp.
Wertung: (7 / 10)