Es ist eines dieser Corona-Projekte. Im ersten Lockdown (also vor einer gefühlten Ewigkeit!) ließ DIY-Tausendsassa Werner (RUN, MELOS!, BODGAN, WORST KID EVER) seiner Kreativität unter dem Namen ATLANTIC EMPIRE freien Lauf. Ergebnisse ließen nicht lange auf sich warten. Sie tragen die Titel „Everything Wrong With Me Is Your Fault“ und „We Escape Failure By Embracing It”. Diesem kurz hintereinander vorgestellten Instrumental-EP-Duo folgte mehr als ein Jahr und zwei COVID-19-Wellen später die Fortsetzung: „Every Time I Describe a City I Am Saying Something About Venice”.
Die darauf enthaltenen fünf Tracks – „Rubatosis“ liegt dem Vorgänger folgend einmal in gesanglich unterstützter (von gleich drei Damen aus dem RUN, MELOS!-Umfeld) und einmal in wortloser Variante vor – künden vom voranschreitenden Feinschliff des Sounds. Der bewegt sich auch weiterhin zwischen Post- und Indie-Rock, bringt die zarter melodischen Seiten diesmal allerdings noch peripherer ein. Die Wirkung dieses stilistisch kontrastierenden Nebeneinanders wird bei „Pâro“, zugleich eindringlichster Beitrag der EP, besonders deutlich.
Ansonsten bleibt der flirrenden Gitarrenfront kaum eine Verschnaufpause gegönnt. Das hat zwar Auswirkungen auf den Abwechslungsreichtum, nicht aber auf die Atmosphäre. „Every Time I Describe a City I Am Saying Something About Venice” gibt sich der Farbgebung des Covers entsprechend erdig. Die komplex aufgetürmten Klangstrukturen laden dazu ein, sich in ihnen zu verlieren, ufern dabei jedoch nie ins Unübersichtliche aus (ein gutes Beispiel markiert „Vemödalen“). ATLANTIC EMPIRE besetzt damit auch weiterhin eine Nische, die keinesfalls für jede/n geeignet erscheint. Wer sich darauf einlassen kann, wird aber keinesfalls enttäuscht zurückbleiben. Und an zeitlichem Raum für weiteren Feinschliff besteht angesichts des nächsten drohenden Lockdowns wahrlich auch kein Mangel.
Das Gesamtwerk von ATLANTIC EMPIRE ist auf Bandcamp erhätlich.
Wertung: (7,5 / 10)