Dawn of the Dead (USA/CDN/F/J 2004)

dawn-of-the-dead-2004Wenn in der Hölle kein Platz mehr ist, kommen die Toten zurück auf die Erde.

Als George A. Romero in „Dawn of the Dead“ 1978 neuerlich menschenfressende Wiedergänger auf die amerikanische Gesellschaft entließ, veränderte das ultrabrutale Kernstück seiner brillianten Untotentrilogie die Beschaffenheit des Horrorfilmes nachhaltig. Obendrein verankerte er den Zombie-Terror als festes Subgenre im Gedächtnis einer weltweiten Fangemeinde. Obgleich überwiegend auf seine wegweisenden wie schockierenden Gore-Effekte reduziert, besticht der epochale Low-Budget-Meilenstein auch heute noch mit seiner offenkundig schwarzhumorigen Kritik an der Konsumgesellschaft und dem grenzenlosen Egoismus des menschlichen Geistes. Entsprechend zwiespältige Unkenrufe hallten in der Ankündigung einer Neuverfilmung des Stoffes wider, wurde die Kontrolle des Projektes doch in die Hände des Regienovizen Zack Snyder gelegt.

So überrollt Autor James Gunn („Toxic Avenger IV – Citizen Toxie) auf Grundlage des Romero´schen Originalskriptes einmal mehr die schutzlose Menschheit und fokussiert wie gehabt auf einen eingeschränkten Kreis flüchtiger Zivilisten. Die bleiben unfreiwillig zusammengewürfelte Zufallsbekanntschaften, die im mühsamen Bestreben des Überlebens unbedingte Einigkeit benötigen, um der allgegenwärtigen Gefahr erfolgreich zu trotzen. Denn als an einem Morgen wie jeder andere in einer amerikanischen Kleinstadt wie jede andere unerwartet und brutal die Hölle losbricht, bleibt der Krankenschwester Ana (Sarah Polley, „Mein Leben ohne mich“) nur die überhastete Flucht aus dem blutbesudelten Heim. Ihre zu kannibalischen Monstren mutierte Familie muss sie zurücklassen. Auf ihrem Weg ins Nirgendwo trifft Ana auf den Polizisten Kenneth (Ving Rhames, „Pulp Fiction“), der sie, den Kleinkriminellen Andre (Mekhi Phifer, „8 Mile“) nebst hochschwangerer Freundin sowie Michael (Jack Weber, „U-571″) in ein naheliegendes Einkaufszentrum führt.

Dort hofft die Gruppe vorläufige Sicherheit zu finden. Mit zunehmender Zahl ankommender Flüchtlinge und der steten Vermehrung der untoten Kreaturen außerhalb der schützenden Mauern schwindet im Kreise der Überlebenden jedoch rasch die Hoffnung auf Rettung. Regiedebütant Zack Snyder beweist über weite Strecken seines atmosphärischen Remakes, wie die kommerziellen Regeln des modernen Unterhaltungskinos mit weniger massentauglichen Gewaltausbrüchen fusionieren können. Dass die Neuauflage der apokalyptischen Untergangsvision dabei kaum das Niveau und die Präsenz des übergroßen Originals erreicht, mindert die Qualität der zeitgemäßen Adaption allerdings nur bedingt. Denn Snyder kreiert eine eigentümliche Aura der Verzweiflung und des schier greifbaren Terrors. Romeros sarkastische Sozialkritik weicht zynischem Humor, der sich der Vorlage entsprechend in zum Teil recht drastischen Gewaltausbrüchen manifestiert.

Vom traditionellen Stilmittel des schlurfenden Zombies weicht Snyder ab und orientiert sich eher in die Richtung seines Kollegen Danny Boyle und dessen bewegungsfreudiger Freaks aus „28 Days Later“. Diese Unberechenbarkeit der Horden blutdürstender Kreaturen allein injiziert dem Film bereits eine gewisse Eigenständigkeit, die durch manch perfekt eingestreuten Schockmoment und die ausgezeichnete visuelle Stimmungserzeugung des „Strange Days“-Kameramannes Matthew F. Leonetti noch untermauert wird. Der neuerliche „Dawn of the Dead“ ist auf formaler Ebene schneller, rücksichtsloser und böser als das Original, passagenweise jedoch auch oberflächlich und schnelllebig. Manch irrationale Plotwindung und nicht immer nachvollziehbare Handlungweisen stehen mit teils lieblosen Charakterzeichnungen eindeutig im Dienste archetypischen Genrekinos. Doch sorgt die größtenteils überzeugende Darstellerriege, darunter auch Matt Frewer („Max Headroom“), für eine grundlegende Nachvollziehbarkeit.

Mit Cameo-Auftritten der Originaldarsteller Ken Foree und Scott H. Reiniger sowie einem selbstironischen Einschub von Gore-Guru Tom Savini, verbeugt sich Zack Snyder vor Kult-Regisseur George A. Romero und erweist sich wahrlich als würdiger Dompteur der wiederkehrenden Untotenhorden. So zeigt der inszenatorische Neuanstrich von „Dawn of the Dead“, dass die Schauermär der Zombies auch im Jahre 2004 funktioniert und im Grunde nichts von ihrem eigentümlichen Reiz und ihrem Schrecken eingebüßt hat. Und wenn sich auch unweigerlich die Impression aufdrängt, „Dawn of the Dead“ wäre das Ideal von bereits erwähntem „28 Days Later“, so ist der Film doch einer der gelungeneren Beiträge zum oft leidigen Thema überflüssiger Neuverfilmungen. In den letzten Zügen lässt der fragmentarisch Informationen über den Fortbestand der Überlebenden preisgebende Abspann zudem puren Pessimismus walten und öffnet noch konsequenter als es Romeros Urversion vermochte die Pforten zur allgegenwärtigen Hölle auf Erden.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

scroll to top