„There is nothing to me. There is nothing though there was a time I had felt elation before all sensation died.“ – ‚Okay, I feel better now´
Die grobe Kelle haben AFI endgültig an den Nagel gehängt. „Kill Caustic“, die wütende Referenz an die eigenen Wurzeln, schien auf dem letzten Album „Decemberunderground“ wie ein Abschied. Den bekräftigt die Band mit „Crash Love“, ihrer mittlerweile achten Platte. Mit abnehmender Härte nahm die poppige Verspieltheit zu. Jedoch bewahrte sich der Vierer die stilprägende morbide Aura und verlieh ihr durch elektronische Spielereien entrückten Nachdruck. Die Single „Miss Murder“ deutete an, wohin die Reise zukünftig gehen würde. Kein Geschrei mehr, betont melodischer Gesang und die fortschreitende Öffnung in Richtung radiotauglichem Stadion-Rock.
Die Vehemenz dieser Veränderung eröffnet bereits der Opener „Torch Song“. Früher setzten sie auf den Kontrast von großspurig epischen Einführungen und harten musikalischen Erdungen. Jetzt gibt es Chöre, Pop-Appeal und hypermelodische Gitarrenlinien. Das Tempo ist verhalten, wird gern träumerisch verschleppt. Daran ändert auch der ruppige Bass beim ersten Hit „Beautiful Thieves“ nichts. In eine ähnliche Kerbe schlagen auch die folgenden „End Transmission“ und „Too Shy to Scream“. Ungewohnt wird es mit „Veronica Sawyer Smokes“, bei dem, abgesehen von Davey Havoks einleitendem „Oh“, gänzlich neue Pfade beschritten werden. Seicht, geradezu lässig, verpflichtet sich die Nummer dem Indie. Das will erst einmal verdaut werden.
Zwar werden die offensichtlich mit Chartsstürmerpotential aufgepumpten Nummern im weiteren Verlauf rarer – zwischen „Medicate“ und „Sacrilege“ stellt sich sogar ein gewisser Stillstand ein –, zu fesseln vermögen Frontmann Havok und seine Mitstreiter aber noch immer. Sie erstarren nicht in der fortschreitenden Glätte, sondern destillieren für sich stets neue Facetten aus der erschlossenen Qualität des jeweiligen Vorgängeralbums. AFI sind über Jahre aus dem Independent bis an die Spitze geklettert. Sie wurden zu Rockstars, was auch die alten Fans akzeptieren müssen. Nach mittlerweile drei Major-Releases sollte die Angewöhnungsphase jedoch allmählich ein Ende haben. Die alten Zeiten sind, das verdeutlicht „Crash Love“ durchaus eindrucksvoll, endgültig passé.
Wertung: (7 / 10)