Im Grunde ist das Thema AFI durch. Früher standen die Kalifornier für exzellenten Hardcore-Punk mit düsterer rockiger Note, heute genügt allein der Fokus auf die Goth-Komponente. Entsprechend weckt die Ankündigung eines neuen Albums wohl nur noch bei den Zuhörern Interesse, die auf Davey Havok und Mitstreiter in der Zeit nach „Sing the Sorrow“ (2003) aufmerksam geworden sind. Die letzten beiden Werke, „Crash Love“ (2009) und „Burials“ (2013), können unter dem Fazit „Professionell, aber langweilig“ zusammengefasst werden. Da ist kein Aufbäumen mehr, kaum mehr etwas, das einen dazu veranlassen könnte, mit gereckten Fäusten durch Konzerthallen (oder besser Stadien-Innenräume) zu rennen.
Nun also „AFI“ (oder „The Blood Album“), die nunmehr 10. Platte von A FIRE INSIDE. Die Bedeutung ihres namentlichen Akronyms möchte man dem Vierer nicht absprechen. Doch muss in gebotener Nüchternheit festgehalten werden, dass die Entwicklung der vergangenen Dekade den Sound ihrer frühen Tage weit hinter sich gelassen hat. Das zeigt auch der neue Langspieler, auf dem Frontmann Havok die Stimme, wohlgemerkt erwartungsgemäß, zu keiner Zeit erhebt. Die Zeiten der inbrünstigen Shouts sind passé. Ebenso die des variablen Tempos. Geblieben ist eine gewisse Hymnenhaftigkeit. Sie äußert sich bei Nummern wie „Dumb Kids“ oder den Single-Auskopplungen „Snow Cats“ und „White Offerings“. Allerdings klingt der Dark-Rock meist wie eine weichgespülte Variation von „Sing the Sorrow“.
Das Problem an „The Blood Album“ ist, dass jedem gefälligen Song der Fall in die Belanglosigkeit folgt. „Still a Stranger“ und „Hidden Knives“ taumeln zwischen Abgrund und Lässigkeit. Im Stadion sorgt das sicher für atmosphärischen Zugewinn. Dem gegenüber stehen das softe, ebenfalls ausgekoppelte „Aurelia“, „Get Hurt“ oder das mit merklichem THE CURE-Einschlag versehene „Feed From the Floor“. Ihnen fehlt es an Frische, an Power. Es sind diese Muster, die bereits die beiden Vorgänger mit fadem Beigeschmack beladen haben. Auch melodische Extravaganzen, wie etwa die Herleitungen von „So Beneath You“ oder „She Speaks the Language“, können das Ruder nicht herumreißen. So verwalten AFI weiterhin einen Sound, der, selbstredend stark produziert, momentweise anspricht, aber eben nicht packt, nicht mitreißt, nicht begeistert. Überraschen sollte das nicht. Bedauerlich ist es trotzdem.
Wertung: (5,5 / 10)