„Let me tell you something: I just got out of prison for something I didn’t do and before that I used to like, you know, study real hard and learned all kinds of different ways to kill motherfuckers just like you. […] So let me go. Just let me go on by or I fuck you up ugly.” – Bei Daniels sitzen nicht nur die Fäuste
Steven Seagal ist wieder auf Krawall gebürstet. Als Kampfmaschine mit Special-Forces-Hintergrund muss er nur beobachten, wie seine Frau von einem dahergelaufenen Strolch angegangen wird, um unverzüglich rot zu sehen. Schnurstracks prügelt jener Shane Daniels den Angreifer übers Pflaster und rennt ihm gar noch nach, nur um sich Tags darauf in Polizeigewahrsam wiederzufinden. Der Verbrecher nämlich wurde tot in einer Seitengasse aufgefunden – und die Beweislast gegen Daniels ist erdrückend. Die Hintergründe dieser Einleitung scheren nicht weiter. Seagal geht unschuldig in den Knast und entwickelt, Ruf und Gattin futsch, eine Scheißwut auf das System.
Sechs Jahre später, die Justiz hat ihren Irrtum bemerkt, wird er auf freien Fuß gesetzt. Der Aggression kann er gleich an zwei bemitleidenswerten Straßenräubern Luft machen, die er mit solcher Brutalität zu Mus klatscht, dass es lauthals Indizierung schreit. Überhaupt scheint ein Menschenleben in Keoni Waxmans erfreulich rasantem Actionfilm „A Dangerous Man“ nichts wert zu sein. Die Genüsslichkeit, mit der die deftigen Gewaltentgleisungen förmlich zelebriert werden, bleibt nicht frei von Zwiespalten. Aber anstatt mit der moralischen Keule zu wedeln, kann man sich auch ruhigen Gewissens darüber freuen, dass Seagal endlich wieder Spaß am Knochenbrechen (und sogar am Schauspielern) entwickelt.
„You know brother, where I come from the definition of death is emptiness. If that’s the case, I been dead for a long long long time. “ – Eben auch ein Freund der warmen Worte: Daniels
Zugegeben, spannend ist der Streifen wie Essen vom Vortag. Gegen Seagal, der sich mit chinesischen Gangstern und korrupten Cops (u.a. Jerry Wasserman, „Watchmen“) herumschlägt, sieht niemand Land. Höchstens das eigene Blut fließen. Als er die junge Tia (Marlaina Mah) vor den Schergen des Drogendealers Colonel (Byron Mann, „The Corruptor“) rettet, gerät er unvermittelt in Lebensgefahr. Der Plot ist nicht sonderlich ausgefeilt, aber um kleine Verschachtelungen und vor allem stete Bewegung bemüht. Das gilt auch für Seagal, der wieder vermehrt selbst Hand anlegt und als zweiten Gesichtsausdruck ein Lächeln aufsetzen darf, wenn die Ex in der Erinnerung einen Strip hinlegt.
Die emotionalen Parts sind lachhaft, die Verbrüderung und Paktierung mit dem russischen Gangster Vlad (Vitaly Kravchenko, „Riddick“) reichlich platt. Dafür macht die kompromisslos brutale Action einiges her. Und selbst in formalen Belangen kann der erfreulicherweise mal nicht in Europas Osten gedrehte Film überzeugen. Dass die Essenz des Skripts eine Geschichte von Freundschaft ist, wird wohl niemand hören wollen. Schon eher, dass Waxman und Seagal, die gemeinsam auch „The Keeper“ drehten, mit unverhoffter Inbrunst mehr Leichen, offene Wunden und splitternde Knochen auffahren, als man es von Filmen des beleibten (zum Bud Spencer-Double fehlt nur noch der Vollbart!) Anti-Mimen im neuen Jahrtausend gewohnt ist.
Wertung: (6 / 10)