Straight Faced – Conditioned (1998, Epitaph Records)

Bis Ende der 1990er nahm Label-Gründer und BAD RELIGION-Gitarrist Brett Gurewitz eine Vielzahl neuer Bands bei Epitaph Records unter Vertrag. Der gewaltige Erfolg des THE OFFSPRING-Durchbruchs „Smash“ (1994) verschaffte finanzielle Spielräume, die auch die Unterstützung von Bands ohne offensichtliche Erfolgsgewährleistung ermöglichte. Eine davon: die Hardcore-Combo STRAIGHT FACED. Der Fünfer aus Kalifornien hatte von 1992 bis 2001 Bestand und brachte in dieser Zeit vier Langspieler heraus. „Greed Motivates“, ihr Beitrag auf dem dritteln Epitaph-Sampler, verfügt über brachialen Hit-Charakter und schürte seinerzeit das notwendige Interesse an ihrem 1998 vorgestellten Label-Debüt „Conditioned“.

Im Jahr ihrer Auflösung präsentierten sich die Jungs letztmals auf europäischem Boden live – im Vorprogramm von STRUNG OUT bei deren „Elements of Sonic Defiance“-Tour. Dabei offenbarten sie (anders als der überragende Headliner) nicht unbedingt Begeisterungspotential, gefielen aber durch ihren schnörkellosen Knüppel-Charme. Natürlich wurde dabei auch „Greed Motivates“ vorgetragen, das selbst ohne Kenntnis der Gesamt-Discographie leicht als einer der prägnantesten Songs von STRAIGHT FACED ausgemacht werden konnte. Diese Erkenntnis macht „Conditioned“ – auch in der Retrospektive – keineswegs zu einem schlechten Album. Trotzdem bedarf es einer gewissen Schwäche für überschaubar originellen Hardcore, um die Platte wertschätzen zu können.

Zunächst erscheint sympathisch, dass das personell über die Jahre stark fluktuierende Quintett (die Konstante blieb Front-Reibeisen Johnny Miller) die metallische Kante nicht zu hoch hängt und ausreichend Raum für punkige Rhythmen bietet (exemplarischer Anspieltipp: „Against“). Melodischer Zierrat bleibt weitgehend ausgespart, was Brechern wie „Pedestal“, „Course for Destruction“, „Dr. Heckle“, „Let‘s Do This“ oder eben dem erwähnten „Greed Motivates“ aber nicht den grundlegenden Charme raubt. Dass es im Zuge der 15 Tracks mitunter dezent monoton zugeht, bleibt angesichts der energetischen Gesamtleistung verzeihlich. Das sah Gurewitz offenkundig ähnlich, der 2000 auch das finale STRAIGHT FACED-Album „Pulling Teeth“ herausbrachte und dazu beitrug, dass Band und Musik bis heute in Erinnerung geblieben sind.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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