27.10.2019 – The Bouncing Souls / Death By Stereo / The Dirty Nil – Köln, Essigfabrik

In dreißig Jahren Bandgeschichte sammeln sich Hits an. Im Falle der BOUNCING SOULS zahlreiche Hits. Einen Gutteil davon trug die Punk-Institution aus New Jersey im Rahmen ihrer Jubiläumstour vor. Die Erwartung war durchaus gewichtig. Das Auskommen ebenso. Auch aufgrund der sorgfältig ausgesuchten Vor-Bands. Aber der Reihe nach.

Dass die Tour-Station in der Kölner Essigfabrik nicht ausverkauft sein würde, erschien früh ersichtlich. Der erst verhaltenen, letztlich aber ausgelassenen Stimmung bescherte das glücklicherweise keinen Abbruch. Den Startschuss markierten THE DIRTY NIL, die WEEZER des Punk-Segments. Mit hoch kickendem Bassisten und üppiger Bewegungsfreude sicherte sich das kanadische Trio die Aufmerksamkeit des noch reserviert agierenden Publikums.

Die Kraft des Applauses zeigte allerdings rasch, dass die Band mit ihrem Alternativ-Sound, u. a. ausgedrückt durch „No Weaknessess“, „I Don’t Want That Phone Call“ und „Smoking is Magic“, den richtigen Nerv traf. Von DEATH BY STEREO durfte das in der Folge noch deutlich vehementer behauptet werden. Denn die kalifornischen Hardcore-Punks um den stets energetischen Frontmann Efrem Schulz brannten ein Feuerwerk ab, bei dem grobe Kelle und (metallisch) melodische Vielseitigkeit Hand in Hand gingen.

Der Spaß am Tagewerk blieb ihnen konstant anzumerken und auch wenn sich der Zuschauerraum nur allmählich füllte, bewiesen die vorderen Reihen Textsicherheit und Körpereinsatz. Mit Knallern des Kalibers „Wasted Words“, „Sing Along With the Patriotic Punks“, „Lookin’ Out for #1“ oder „I Sing for You“ konnte ohnehin nullkommanix schiefgehen. Noch mehr traf das zum krönenden Abschluss auf die BOUNCING SOULS zu, bei denen sich die zu erwartende Begeisterung fast automatisch einstellte.

Bei einem Warmlauf mit „Hopeless Romantic“, „Sing Along Forever“, „Kate is Great“ und „The Gold Song“ wäre etwas anderes als kollektive Verzückung auch schwerlich denkbar gewesen. Sänger Greg Attonito, der früher bereits vorrangig durch seine steifen Tanzeinlagen bestach, wirkte stimmlich bisweilen arg zurückhaltend. Was er an Nachdruck phasenweise vermissen ließ, holte das oftmals mitgrölende – und plötzlich in weit größerer Zahl anwesende – Publikum aber locker wieder heraus.

Die Atmosphäre erklomm über die rund 80-minütige Show zahlreiche Höhepunkte, u. a. bei alten und neuen Evergreens wie „Here We Go“, „Favorite Everything“, „Born to Lose“, „That Song“, „East Coast! Fuck You!“, „Anchors Aweigh“, „1989“, „Crucial Moments“, „The Freaks, Nerds & Romantics“ und (natürlich) „True Believers“. Selbstredend fehlte der eine oder andere persönliche Favorit (in diesem Falle etwa „Old School“), in Summe gaben die sympathischen – und überdies sympathisch zurückhaltenden – BOUNCING SOULS aber ein angemessen erinnerungswürdiges Jubiläumskonzert. In diesem Sinne: Auf die nächsten drei Dekaden!

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