Jahresabschlusskonzerte sind eine feine Sache. Kurz vor der (oft mehr gefühlten als wirklich realen) Feiertagspause geben Bands vor heimischer Kulisse noch einmal alles. Dank Stammpublikum ist eine großartige Atmosphäre praktisch vorprogrammiert. So auch bei den Elektro-Punks von 100BLUMEN, die im Düsseldorfer Weltkunstzimmer zum Ausklang 2023 luden. Dabei hatten sie mit den ebenfalls in der Landeshauptstadt ansässigen THEILEN sowie den aus Osnabrück angereisten DUESENJAEGER reizvolles Begleitprogramm im Gepäck.
Das gut gefüllte Weltkunstzimmer lockte an diesem heftig verregneten Abend ein Publikum, das von asseligen Alt-Punks bis Posh-Hipstern – Flingern eben! – ein buntes Spektrum bediente. Dass der geschätzt 350 Köpfe zählende Pulk Bock auf Konzerte und Kaltgetränke hatte, zeigte sich bereits bei THEILEN, die mit gemischtgeschlechtlicher Sangesfront eine gute halbe Stunde klassischen Deutsch-Punk boten. Dazu gehörten auch Tonprobleme, die den weiblichen Textparts oft die Verständlichkeit raubten. Übrig blieb Mut zur Schräglage, was Songs wie „Tür zu“, „Lauf Jäger Lauf“, „Rana Plaza“ oder „Kein Freund, kein Helfer“ aber nicht die grundlegende Wirkung verwehrte. Ein unbedingtes Highlight war der eröffnende Auftritt nicht. An Publikumsresonanz und Bewegung vor der Bühne bestand trotzdem kein Mangel.
Mit ihrer nachdenklich gefärbten Genre-Kante gehen DUESENJAEGER bei oberflächlicher Betrachtung nicht zwingend als Partyböller durch. Der nähere Blick lohnte aber auch diesmal. Denn beflügelt vom aktuellen Album, „Die Gespenster und der Schnee“, brannten die Niedersachsen ein wahres Feuerwerk ab. Die vorderen Reihen gingen zünftig ab und wer konnte, grölte beim schicken Set – u. a. mit „Too Little, Too Late“, „Midnight Crisis“, „Plastikwelt“, „Brandmelder“, „Vierunddreimaldiefünf“, „Nerdist Breakdown“ und „Everyday Is Like Monday“ bestückt – lauthals mit. Kurzum: ein hochklassiger Auftritt, der unbedingt nach wiederholtem Erlebnis schreit.
Das gilt fraglos auch für 100BLUMEN, die ihr Heimspiel mit Elektro-Intro und „100BLUMEN sind scheiße!“-Chören aus dem Publikum eröffneten. Oder eröffnen ließen. Der eigenwillige Mix aus Beats und Breitseite benötigt schon auf Konserve keine Warmlaufphase. Entsprechend ausgelassen wurde die Songauswahl – darunter „Hinterland“, „Viel zu wenig“, „März“, „Kaputt“, „Keine Träume“, „Alles ist im Arsch“ und „World of Grief“ – abgefeiert. Live sind die Flingeraner ein echtes Erlebnis. Wer kann, sollte die pflanzliche Gemengelage also in den Clubs erleben. Und das nicht zwingend erst zum nächsten Jahresabschlusskonzert!