Lange ist es her, dass JUGHEAD’S REVENGE hiesige Bühnen heimsuchten. Mehr als ein Vierteljahrhundert, um genauer zu sein. Doch mit dem Signing bei SBÄM Records und dem Rückenwind der neuen EP „Vultures“ hat die Durststrecke ein Ende. Endlich! Das sahen hinsichtlich des Gastspiels im altehrwürdigen AJZ Bahndamm zu Wermelskirchen allerdings überschaubar viele Menschen ähnlich. In der Spitze dürften sich rund 80 Interessierte vor der Bühne getummelt haben. Der Stimmung bereitete das jedoch keinen Abbruch.
Das Vorprogramm bot Soundkontraste der sympathischen Gangart. Zunächst gehörte die Stage TIMESHARES, die pünktlich zum Ende der Tagesschau antraten und über 25 Minuten rockigen Punk mit Americana-Schlagseite boten. Die Band lässt sich irgendwo zwischen THE GASLIGHT ANTHEM und RED CITY RADIO verorten und fährt obendrein zwei Hauptsänger im munteren Wechsel auf. Ein weiteres Plus: Die Stücke – darunter „Fifteen Hours“ und „Siren Sound“ – wurden live mit zünftiger Krawall-Kante präsentiert; entsprechend kurz brauchte der Pulk, um mit dem Quartett aus verschiedenen Teilen der USA warm zu werden. Von Anstandsapplaus konnte bei diesem auch soundtechnisch einwandfreien Einstand nach Maß folglich keine Rede sein.
Es folgten THE CAROLYN aus Atlanta, die mit der Hauptband des Abends ebenfalls wenig Deckungsgleichheit aufweisen. Dafür verfügt ihre „Punk trifft Power-Pop trifft 90’s-Emo“-Prämisse über üppigen Charme, der gleich beim Auftakt, „99 Problems, 0 Caveats“, unter Beweis gestellt wurde. Das Trio mit Vertretung am Schlagzeug legte das Hauptaugenmerk des Sets auf die jüngsten Outputs, „Rhythm of My Own Decay“ und „Harmful History“, die nahezu komplett gespielt wurden; dank „Munchausen By Practice“, „Snake vs Rat“, „LBB“ oder „Harmful History“ war ohnehin kein Mangel an Hitpotential zu befürchten. Während gen Ende auch ältere Stücke zum Zuge kamen (u. a. „Heavy Eyes“), wurde vor der Bühne getanzt, bis nach 25 Minuten abermals Schluss war. Ein Auftritt, der definitiv Lust auf mehr machte!
Noch vor 22 Uhr kam die Rückkehr der rüstigen Hardcore-Punks. Dem Vierer aus Los Angeles wäre ein volles Haus zu wünschen gewesen; an Wonne und Leidenschaft ließen es JUGHEAD’S REVENGE trotzdem nicht mangeln. Über eine muntere Dreiviertelstunde (einschließlich Zugaben) wurden diverse alte und neue Hits präsentiert, während Frontmann Joe Doherty vereinzelt Dankesbekundungen Richtung Publikum sandte. Obwohl die Band auf ihren Alben vor der 2001 vollzogenen (und bis 2009 währenden) Auflösung stärker gen Melo-Punk tendierte, bot das Set, angefangen bei „Image is Everything“, überwiegend Brecher mit altschulischer Hardcore-Verwurzelung.
Von „Vultures“ wurden „Isolation Time“, „Bridges“ und „I’ll Be Seeing You“ gespielt, ergänzt durch die umjubelte 2021er-Digitalsingle „American Gestures“. Neben den Cover-Versionen „(Are You) Happy“ (REAGAN YOUTH) und „L.A. Girl“ (ADOLESCENTS) setzte es u. a. mit „Just Start Shooting“, „49/61“, „Rising, Rising“, „Domino“, „Rules Don’t Apply“, „Parliament of Whores“, „Pain“ und – als Zugabenstart – die instrumentale Surf-Nummer „Skag Up My Ass“ eine Fülle alter Kracher, die vereinzelte Fans zur textlichen Anteilnahme anspornte. Sicher, Band und Material schreien eigentlich nach Abriss, doch auch in „gediegener“ Atmosphäre blieben JUGHEAD’S REVENGE ihre Klasse keineswegs schuldig. Hoffen wir also, dass es bis zur nächsten Visite nicht wieder ein Vierteljahrhundert dauert.