13.08.2014 – Ignite / Rat City Riot – Köln Essigfabrik

ignite-logoDass Bands keine neue Platte brauchen, um ihre Fans regelmäßig vor die Bühnen zu treiben, belegen IGNITE mit anhaltendem Erfolg. Ihr Hit-Album „Our Darkest Days“ wurde 2006 präsentiert. Von diesem zehrt man bis heute. Doch plötzlich, satte acht Jahre später, kündigt sich tatsächlich ein weiterer Langspieler der Kalifornier an. Zeit wird es unbestritten, schließlich ging Frontmann Zoli mit PENNYWISE fremd und spielte mit ihnen in der Abstinenzphase von Jim Lindberg „All or Nothing“ ein. Dem Stammpublikum war das egal, schließlich brachte die Scheibe zwei Klassiker des Westküsten-Independent zusammen.

Doch mittlerweile ist Lindberg wieder als PENNYWISE-Frontmann aktiv und Zoli nutzte die Gelegenheit, neue Songs für IGNITE zu schreiben. Was das mit dem Touren zu tun hat? Im Grunde wenig und doch alles. Denn die kommende, auf der gegenwärtigen Tour in Teilen bereits vorgestellte Platte ist auch eine Art Belohnung für die Basis, die altgediente Kapellen ohne kommerziell kalkuliertes Veröffentlichungsraster stets im Herzen behält. Dass dies auf Gegenseitigkeit beruht, machte Zoli beim umjubelten Auftritt in der Kölner Essigfabrik fortwährend deutlich. Ursprünglich sollte das Konzert im Underground steigen, doch die (erwartbar) große Nachfrage sorgte letztlich für die Verlegung in die geräumigere Location.

Am Ende wurden die Hardcore-Punks aus Orange County von geschätzt 800 Zuschauern abgefeiert. Ein wenig dieser Begeisterung und Anteilnahme hätte man auch RAT CITY RIOT gewünscht, die im Vorprogramm hymnenhaften Street-Punk vor teilnahmslosem Pulk boten. Die Mannen aus San Diego spielten ihren Stiefel mit redlichem Einsatz herunter, fuhren Hits wie „Open Road“ oder „Rat City Riot“ auf und versuchten vergeblich, die träge Masse anzuheizen. Mit solchen Problemen haben IGNITE erfahrungsgemäß nicht zu kämpfen und nach dem mit „Let It Burn“, „Fear is Our Tradition“ und „Poverty for All“ bestückten Auftakt waren ohnehin alle Zweifel an einem erstklassigen Auftritt ausgeräumt.

Der Sound war überraschend gut und da es zu Zolis stimmlichen Fähigkeiten keine zwei Meinungen gibt, wurde es die zu erwartende Party mit politischen Denkanstößen. Dass diese beim stets positiv gestimmten Frontmann gern wortreich und dezent plakativ geäußert werden, ist kein Problem. Wer will bei einem Konzert schon den großen Diskurs? Zoli jedenfalls schien glaubhaft berührt von den wohlwollenden Publikumsreaktionen, beschwor die Einheit der Szene, lobte die deutsche Küche und dankte für die Funktionalität seines Penis, die er nach einem kürzlich erlebten Zusammenbruch auf der Bühne kurzzeitig in Gefahr wähnte.

Weiter Musik gespielt wurde auch, aber das Set bot abseits ausgewählter neuer Songs und Klassikern wie „In My Time“ und „You“ keine echten Überraschungen. Nur braucht es die bei einem Gig von IGNITE einfach nicht. So wurde über satte 90 Minuten melodischer Hardcore mit Hits in Serie geboten, der nicht allein bei „Bleeding“, „Veteran“ und dem Akustik-Beitrag „Live for Better Days“ von stattlichen Publikumschören begleitet wurde. Albern wurde es einzig durch den Acht-Meter-Hünen, der die Stagediver im Zaum halten und die Stage vor Überfüllung bewahren sollte, bevor er von Zoli in die Ecke verbannt wurde. Reglementierter Hardcore wäre doch auch wirklich ausgesprochen langweilig.

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