11.03.2010 – Hot Chip – Hamburg, Uebel & Gefährlich

Öfter mal Kontrastprogramm. Mittwoch US-Hardcore, Donnerstag UK-Elektro-Pop. Dankbarerweise vorgebracht von HOT CHIP, die, ihr neues Album „One Life Stand“ im Gepäck, allein begeisterte Gesichter zurücklassen. Rund um den Globus ist die bescheidene Band immens erfolgreich und füllt Clubs und Hallen bis zum bersten. Das Hamburger Uebel & Gefährlich war da keine Ausnahme. Die Vorfreude war entsprechend groß. Tatsächlich auch bei mir. Schwer angeschlagen vom Vorabend suchte ich mein Heil im hinteren Bereich, in Thekennähe mit ausreichend Raum zum ermatteten Wippen von einem Fuß auf den anderen.

Das Gefühl der Trägheit wollte sich anfangs jedoch partout nicht überwinden lassen. Scheinbar jeder Hamburger Einwohner wollte seine Jacke an diesem Abend an der Garderobe des Bunkerclubs abgeben. Nach dem Anstehen also anstehen. Darauf erst mal ein Konterbier. Die Lebensgeister können mich! Eine Vorband war nicht bekannt. Die Hoffnung auf eine vorzeitige Mütze Schlaf erwies sich jedoch als Trugschluss. Ihr im Weg stand der Mann mit Laptop. Sein Name ist mir entgangen. Er heizte mit einem schier endlosen DJ-Set ein, das hauptsächlich aus monotonen Beats und House-Standards zu bestehen schien.

Hier und da wurde Livegesang beigesteuert, über weite Strecken schien das Publikum aber einfach die Resonanz zu verweigern. Gegen Ende jedoch wurde es ausschweifender und der Anheizer durfte durchaus zufrieden von dannen ziehen. Es wäre aber auch ohne gegangen. Ein bisschen zappeln ließen HOT CHIP ihre Anhängerschaft dann, ehe sie unter frenetischem Jubel die ausverkaufte Halle bespaßten. Mehr Bier erwies sich im Vorfeld nicht als probatestes Mittel, um der Erschöpfung beizukommen. Was folgte war jedoch eine angenehme Überraschung. Denn die Briten entfalteten tatsächlich revitalisierende Wirkung!

Mit erfreulich wenig Computerunterstützung spielte das Quintett seine Stücke buchstäblich live. Die Menge reagierte begeistert. Ansagen wurden in respektablem Deutsch zum Besten gegeben, die fast schüchtern wirkende Bodenständigkeit der Künstler schien die Stimmung nur mehr anzuheizen. Keine Posen, keine Selbstdarstellung, einfach eine Gruppe Musiker mit mächtig Bock auf die Ernte ihrer kreativen Saat. Neben der aktuellen Single „One Life Stand“ spielten sie sich mit „And I Was a Boy From School“, „Ready for the Floor“, „I Feel Better“, „Hold On“, „Over and Over“ oder „One Pure Thought“ durch ein stattliches 80-minütiges Hitarsenal, das durch eine ausgefeilte Lichtdramaturgie trefflich gestützt wurde. Wünsche blieben keine offen. Zumal es danach auch ohne Umschweife in die Federn ging.

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