11.04.2019 – Hot Chip – Köln, Luxor

Der Trend hält an: Die etablierten, nicht zwingend hippen Künstlerkollektive vereinen auf ihren Konzerten nahezu ausschließlich die (mittlerweile buchstäblich) alten Fans. Das gilt für den Punk und ebenso für das elektronische Segment. Einmal mehr spürbar wurde das beim Auftritt von HOT CHIP im Kölner Luxor (ehemals Prime Club). Die Londoner Soundtüftler wollten die Intimität der kleinen Clubs zurückholen und gastierten auf ihrer Tour daher nur in Sälen mit überschaubarem Fassungsvermögen. Dass der Auftritt in der Domstadt restlos ausverkauft sein würde, war daher keine Überraschung.

Die Besucher stellte das aufgrund der Topographie der Location mit Stufen und Geländern jedoch vor einige Herausforderungen. Denn im tiefergelegten Raum vor der Bühne herrschte reges Gedränge. Eine Vorband gab es nicht. Dafür einen DJ, der die Zeit vertrieb, ohne Eindrücke zu hinterlassen. Eine körperliche Erscheinung auf der Bühne hätte fraglos größere Wirkung erzielt. Da der vorab aufgebaute technische Equipment-Fundus von HOT CHIP aber die gesamte Fläche der Stage beanspruchte, blieb offenkundig kein Platz für alternatives Restprogramm. So weilte der DJ im Schatten des Mischpults am Rand und wurde bestenfalls bedingt wahrgenommen.

Umso größer fiel der Jubel aus, als die britischen Elektro-Popper aus dem Dunkel hervorkamen und neuerlich bewiesen, warum sie live ein echtes Erlebnis sind. „Live“ ist dabei das entscheidende Stichwort: HOT CHIP lassen ihre Tracks auf der Bühne mit Extrapersonal und „herkömmlichen“ Instrumenten lebendig werden. Das führt meist dazu, dass die Songs deutlich anders erscheinen und im Zusammenspiel von Computer, Stromgitarre und Percussion-Set merklich verlängert interpretiert werden. Manch zahlendem Gast erschien der Eintrittspreis (rund 35 Euro), zumindest gemessen am Song-Umfang des 80-minütigen Sets, allerdings ein gutes Stück zu hoch angesetzt.  

Grundlegenden Anlass zur Beschwerde lieferten die gut aufgelegten Mannen um Haupt-Vokalist Alexis Taylor jedoch nicht. HOT CHIP hatten Bock, das blieb nicht allein beim im Zugabenteil geschmetterten Cover des BEASTIE BOYS-Smashers „Sabotage“ spürbar. Dass im Kollektiv von tanzbaren Evergreens wie „One Life Stand“, „And I Was a Boy From School“, „Over and Over“ oder „Ready For the Floor“ zahlreiche starke Stücke nicht präsentiert wurden, störte angesichts der gewohnt professionellen wie sympathisch bodenständigen Performance wenig. Mit „Melody of Love“ wurde auch ein Song des kommenden Albums „A Bath Full of Ecstacy“ präsentiert. Sicher hätte die Show noch zwei Stunden weitergehen können. Die relative Knappheit wurde durch die große Atmosphäre im kleinen Raum aber mehr als wettgemacht.         

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